Garden City Movement – Apollonia

Garden City Movement

Israels Live- und Club-Szene überrascht aktuell immer wieder aufs Neue mit stilistischer Pluralität und ungemeiner Spielfreude. Neben dem kunterbunten Cut Out Club bedienen Garden City Movement aktuell die etwas ruhigere Schiene. Chillwave, Experimental House und Electro-Pop begleiten das Schaffen des Trios aus Tel Aviv, das schon mal gerne gen RnB, Pop und Jazz schielt. Nach diversen Kleinformaten ist „Apollonia“ nun ihr Debütalbum.

Mit den eröffnenden Tönen von „Passion Is A Dying Theme“ macht sich ein herrliches Maß an Tiefenentspannung breit, schön getragen und unwahrscheinlich leger. Filigrane Melodiebögen flirren regelrecht durch die Luft, die Leichtigkeit des Seins trifft auf entsprechend butterweichen Gesang. Im Gegensatz dazu blubbert die Single „Foreign Affair“ deutlich leidenschaftlicher und schlägt den Bogen zu RnB-Klängen, wohlweislich nach wie vor im lässigen Soundgewand eingebettet. Ausbrechen sollen, zumindest vorerst, lieber andere.

Angesichts der mächtigen Tracklist von 18 Songs in gut 50 Minuten verwundert es durchaus, dass sich mit „Sans Titre“ nur eine kleine Schwachstelle eingeschlichen hat. Der quengelige House-Ausflug quietscht und fiept gar nervig, will sich nicht so recht mit dem restlichen Album vereinen lassen. Schnell korrigieren Garden City Movement diese schiefe Optik schon wieder. „Bitter Moon“ könnte ein entschleunigter Everything Everything-Track sein, „Ueno Park“ schielt gen frankophile Gefilde und „I Knew Before I Met Her (That One Day I Would Lose Her)“ bewegt mit Weltschmerz und großartigem Jazz-Exkurs.

„Apollonia“ ist keine Platte, die man sich mal eben so im Vorbeigehen einverleibt, so tiefenentspannt der Sound zumindest oberflächlich auch wirken mag. Garden City Movement versuchen sich erst gar nicht an Chillwave-Trendreiterei, auch wenn sie tief in diesen Gefilden verankert sind. Intelligente Melodieführung, überraschende Wendungen und großartige Vielfalt ringen volle Aufmerksamkeit ab, bevor man sich schließlich doch fallen lassen darf. Entspannung kann auch Arbeit sein, doch selten war sie so sympathisch wie auf diesem Debüt.

Garden City Movement - Apollonia

Apollonia
VÖ: 16.03.2018
Night Time Stories (Rough Trade)

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