Young Fathers – Cocoa Sugar

Young Fathers

Young Fathers waren – und klangen – immer schon ein wenig anders. Unwahrscheinlich präzise Lyrics, fieser Rap und feister Soul, dazu unorthodoxe Arrangements brachten dem schottischen Trio gleich mit seinem Debüt „Dead“ den renommierten Mercury Prize ein. Der Nachfolger „White Men Are Black Men Too“ stellte besagtes Werk sogar noch in den Schatten. Entsprechend hoch liegt jetzt die Messlatte: Kann „Cocoa Sugar“ mit diesen beiden Monsteralben mithalten?

Die Antwort: Ja, wenn auch mit Abstrichen. Abermals gestalteten sich die Vorboten genial, vor allem „In My View“. Wo man diese 195 Sekunden verorten soll – ein Mysterium. Soulig, mysteriös, dazu ein Hauch von Ragga und zugleich unwahrscheinlich düster; eine bedrohliche Aura umgibt diesen Song, gerade im gewohnt pointierten Rap-Part. Ähnlich groß, wenn auch ganz anders, gestaltet sich „Lord“. Young Fathers spielen mit Gospel-Einflüssen und einer fragilen Piano-Melodie, bevor schräge Samples das Gebälk erzittern lassen. Das hat schon etwas von großer Indie-Kunst, überwältigt und berührt gleichermaßen.

Rundherum tummelt sich das gewohnt kuriose und begeisternde Sammelsurium an Stilrichtungen und Einflüssen. „Toy“ wirkt tatsächlich wie ein Wühlen in der Spielzeugkiste, nimmt das exaltierte Gelächter eines ‚Broken‘ Matt Hardy ebenso mit wie Conscious-Rap- und Get-Down-Elemente. Das emotional aufgeladene „Tremolo“ nimmt stellenweise regelrechten Spiritual-Charakter an, während der Opener „See How“ mit seinem dicken Bass und den pointierten Synth-Hits hängenbleibt. Wer es etwas klassischer mag, lässt sich die Raps in „Fee Fi“ um die Ohren flattern oder wildert mit „Border Girl“ in den 90ern.

An die unwahrscheinliche Ausnahmeklasse seines direkten Vorgängers reicht „Cocoa Sugar“ zwar nicht ganz heran, und doch beeindrucken Young Fathers einmal mehr mit ihrem überaus freimütigen Umgang mit Hörkonventionen, Genres und Schubladendenken. Anti-Hits, Klangexperimente, fahrige Gospel-Ausflüge und grandiose Texte treffen auf einen Hauch von Indie, Alternative und sogar Avantgarde – siehe und höre „Wow“. Das ist zugleich die perfekte Tagline für diesen Drittling.

Young Fathers - Cocoa Sugar

Cocoa Sugar
VÖ: 09.03.2018
Ninja Tune (Rough Trade)

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