Palace Winter – Nowadays

Palace Winter

Manchmal reicht es schon, bloß den richtigen Sound zu finden. Das australisch-dänische Duo Palace Winter um Casper Hesselager und Carl Coleman kann ein Lied davon singen, tut auch genau das. Ihre Pop-Visionen zeigen sich von einer besonders schillernden, vielfältigen und vielschichtigen Seite mit herrlicher Doppelbödigkeit und erfrischender Herangehensweise an vertraute Muster. Auf „Nowadays“ stellen sie sich eine wichtige Frage: Wie geht man mit dem Verlust jugendlicher Leichtigkeit in einer schnelllebigen Gesellschaft um?

Feinsinnige Detailarbeit trifft auf einen wahren Wall of Sound – was sich wie ein Widerspruch in sich liest, macht tatsächlich ordentlich Laune. Man ziehe das überdimensionale und doch so leidenschaftliche „The Accident“ heran. Stoisch und präzise von Session-Drummer Jens Bach Laursen vorangetrieben, entwickelt sich ein butterweiches Stück Musik mit Indie- und Chamber-Fundament. Colemans heller und doch so fieberhafter Gesang kollidiert auf wundersame Weise mit Soundtrack-Elementen und der propagierten Leichtigkeit des Seins. Die Intensivierung über die Hinzunahme eines Saxophons und der komplette Noise-Absturz passen ebenso prima ins Bild.

Ein Hauch von Melancholie scheint einem Gros der Tracks innezuwohnen. Da wäre beispielsweise die Single „Take Shelter“, zunächst cineastisch und lebensbejahend wirkend, letztlich aber doch mit einer gewissen Doppelbödigkeit bedacht, die zur narrativen Struktur des Albums passt. „Baltimore“ versucht sich gleich an anderweitig arrangierten Aufbau-Strukturen, blubbert nebst klassischer Piano-Untermalung vor sich hin und wirkt wie eine getriebene Halb-Ballade. In „Acting Like Lovers“ packen Palace Winter hingegen majestätische 80s-Referenzen aus, hibbeln durch Synthi-Soundscapes und begeben sich mit dem instrumentalen Finale abermals in Soundtrack-Gefilde.

„Nowadays“ klingt wie der Soundtrack zu einem Film, der erst gedreht werden muss. Quietschbunt und doch stilvoll in Grau-Schattierungen gehalten, bewegen sich Palace Winter zwischen musikalischen Sphären und verbinden Coming-of-Age-Magie mit der einsetzenden Resignation des Erwachsenenlebens. Dazwischen tobt sich das Duo zwischen Synth, Electro, Indie und Soundtrack-Pop mit wachsender Begeisterung aus, begleitet von reihenweise richtig tollen Songs. Gute Kopfhörer sind für diese faszinierende musikalische Erfahrung Pflicht.

Palace Winter - Nowadays

Nowadays
VÖ: 04.05.2018
Tambourhinoceros (Indigo)

Palace Winter @ Home | @ Facebook
„Nowadays“ @ Amazon kaufen