Black Moon Circle – Psychedelic Spacelord

Wenn Black Moon Circle etwas beherrschen, dann sind es Jam-Sessions, und das gleich mit wachsender Begeisterung. Neben ihren regulären Alben und Kleinformaten veröffentlichten die überaus produktiven Space-Rock-Norweger in den letzten Jahren gleich drei Studio-Jams. Für die Arbeiten an „Psychedelic Spacelord“ expandierte man im Studio nun kurzfristig auf sechs Musiker – und jammte einfach darauf los. Herausgekommen ist dieser 47minütige Mammutsong.

Tatsächlich fällt es schwer, diesen Mix aus Psych, Prog und Space angemessen zu beschreiben, schon alleine angesichts seiner manischen Dimensionen. Die Hinzunahme von Orgel, Mellotron, Rhodes-Piano und Violine tut dem Sound gut, gerade wenn es ab der 18-Minuten-Marke in einen folkig angehauchten Psych-Space-Part geht. Das darf man gut und gerne seltsam finden, es reißt allerdings förmlich von den Sitzen. Rund um dieses leicht kaputte Motiv spielt die Band mit verschiedenen Melodieführungen, gerade der Bass wabert unaufhörlich.

Natürlich weiß der Aufbau alleine schon zu beeindrucken – zunächst folkig und beinahe idyllisch, dann fieberhaft und immer lauter werdend. Pumpende Energie und bissige Variationen führen in diesen zuvor erwähnten Fast-Folk-Part, der nach und nach mächtige Heavyness ausbreitet. Zur Halbzeit fügen Black Moon Circle eine komplette, umfassende Zäsur ein und bauen den Track schließlich noch einmal neu auf. Rund um die 40-Minuten-Marke haben die Norweger ihren Groove erneut gefunden. Die Gitarren laufen in alle Richtungen, ätherische Vocals knien sich in den Effektsumpf hinein, dann wird es so richtig chaotisch – und plötzlich herrscht Stille.

Nicht immer lassen sich die Wege von Black Moon Circle nachvollziehen, doch gerade darin liegt letztlich der Reiz der Band. Ihr wilder, leicht übertriebener und doch stets stilvoll ruhiger, selbst im Chaos geordneter Sound macht reguläre Alben und Jams zum Erlebnis. „Psychedelic Spacelord“ ist nun beides, wenn man so will, mit allen Stärken und Schwächen. Das geht in manchen Momenten an die Substanz, nur um Minuten später vom Hocker zu reißen. Ohne Kopfhörer geht hier sowieso nix – welch detailverliebte Vielfalt!

Psychedelic Spacelord
VÖ: 25.05.2018
Cripsin Glover Records / Stickman Records (Soulfood Music)

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