Courtney Barnett – Tell Me How You Really Feel

Binnen kürzester Zeit reifte Courtney Barnett von einer lokalen australischen Größe zu einer der wichtigsten weiblichen Rock-Stimmen der Gegenwart. Ihr charmantes Debüt und das gemeinsame Album mit Kurt Vile waren der perfekte Doppelschlag, um die Karriere der 30jährigen so richtig anzukurbeln. Auf „Tell Me How You Really Feel“ entdeckt Barnett nun eine neue musikalische Direktheit, die sich in pointierterem Songwriting äußert.

Dieser verfeinerte Kurs offenbart sich beispielsweise in der ersten Single „Nameless, Faceless“, der doch tatsächlich ein wenig Punk-Esprit mitnimmt. Barnetts messerscharfer Sarkasmus hagelt dieses Mal auf anonyme Internet-Trolle nieder, von Schönklang und Dissonanz begleitet. Dass sie im direkten Anschluss mit „I’m Not Your Mother, I’m Not Your Bitch“ ein lärmendes Monster mit Noise-Untertönen und wuchtiger Garage-Stomper-Präsentation vom Stapel lässt, passt ins Bild.

Natürlich funktionieren die ruhigeren Momente mindestens so gut. Der Opener „Hopefulessness“ rollt betont langsam vom Stapel und lässt Barnett über weite Strecken mit ihrer ominös angeschlagenen Gitarre alleine. Es wird zunehmend lärmender und schroffer, bis der Track plötzlich implodiert. Was auch immer gerade passiert ist, es war großartig. Das gemächliche „Walkin On Eggshells“ bemüht klassischere Songwriter-Muster und „Charity“ rockt schließlich mit herrlich verschmitzten Untertönen und einem Refrain, der Sheryl Crow in Indie-Gefilde drängt – sonnig und doch herrlich doppelbödig.

Schroff, kurzweilig und in den richtigen Momenten ordentlich böse: Was Barnett macht, hat Hand und Fuß. „Tell Me How You Really Feel“ baut souverän auf zwei hochgradig spannenden Alben auf und etabliert die Australierin als neue essentielle Rock-Stimme in den noch etwas großen Fußstapfen einer Janis Joplin. In diese wundervolle Platte kann man sich einfach nur verlieben, und zwar bei jedem Durchlauf aufs Neue.

Tell Me How You Really Feel
VÖ: 18.05.2018
Marathon Artists / Kobalt (Rough Trade)

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