Jo Passed – Their Prime

Jo Passed

Seit Jahren schwirrt Jo Hirabayashi durch die DIY-Szene seiner kanadischen Heimat, kämpfte zwischenzeitlich mit Schulfreund Elliot Langford gegen den Rest der Welt. Viel Kampf scheint nun, da Jo Passed zur Band geworden ist, nicht geblieben zu sein, aber das macht nichts. Der gemächliche Indie-Sound mit deutlichem Psychedelic-Einschlag weiß auch so zu unterhalten. „Their Prime“ ist Debütalbum des Quartetts aus Vancouver.

Ausgesuchte Gemütlichkeit trifft auf wenige schroffe Momente – so oder so ähnlich lässt sich dieses Album gebührend zusammenfassen. In der Single „MDM“ brodelt es, kratzbürstige Gitarren zucken immer wieder durchs Arrangement und schaffen es dennoch nicht, dieses aus der Ruhe zu bringen. Der stoische, leicht unterkühlte Gesang ist das Markenzeichen dieses Albums und zieht sich auch durch das hibbelige „Glass“. Dezente Post-Punk-Anleihen treffen auf unruhige Sinnsuche mit wachsender Begeisterung.

Dass es auch ganz anders geht, zeigt unter anderem „Repair“. Abgesehen von gelegentlich angeschlagenen Math-Gitarren, sind Gesang und ein Hauch von Melodie über weite Strecken alleine. Natürlich, ist man mitterweile beinahe geneigt zu sagen, wird es zum Schluss hinaus wieder etwas lauter. „Places Please“ bleibt hingegen durchgehend ruhig und bedrohlich, lässt absoluten Minimalismus durch sechs ätherische Minuten wabern – quasi das Positiv zum Negativ des bissigen, beinahe fuzzigen „Millennial Trash Blues“.

So wabert diese tiefenentspannte und letztlich doch unwahrscheinlich unruhige Platte wiederholt aus den Boxen. „Their Prime“ sucht nach etwas, das sich offenkundig nicht finden lassen will. Zwischen psychedlischen Exkursen, verschrobenen Pop-Momenten und allerlei unorthodoxen Gitarren-Exkursen entwerfen Jo Passed einen im besten Sinne schwer greifbaren Sound, an dem man sich mit wachsender Begeisterung die Zähne ausbeißt. So schön kann Scheitern sein.

Jo Passed - Their Prime

Their Prime
VÖ: 25.05.2018
Sub Pop (Cargo Records)

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