Seán McGowan – Son Of The Smith

Seán McGowan

Seit 2009 arbeitet Seán McGowan an seiner musikalischen Karriere, wird Jahr für Jahr als Kandidat für den großen Durchbruch gehandelt, und bringt es letztlich doch nur auf das eine oder andere Kleinformat. Der Songwriter in bester Tradition von Frank Turner, Sam Duckworth oder Beans On Toast befasst sich bevorzeugt mit sozialkritischen und -politischen Themen, die einen ungeschönten Blick auf das heutige Großbritannien werfen. „Son Of The Smith“ ist sein Debütalbum.

„Mind The Doors“ heißt es zu Beginn – ein kurzer Aufgalopp, der zwischen Folk und Singer/Songwriter den Takt vorgibt. Ein „Cuppa Tea“ befasst sich auf launige und doch fordernde Weise mit dem aktuellen politischen Klima. Dass McGowan Fan von Kate Tempest oder Mike Skinner ist, hört man ihm an, wenn er zwischenzeitlich auf Sprechgesang umschwenkt. Der leidenschaftliche Refrain mit folkigen Untertönen passt ebenfalls ins Bild. Wer es noch eine Spur flotter und bissiger mag, lässt sich vom markigen „Off The Rails“ mitreißen. Klar, das erinnert schon mal ein wenig an den frühen Jamie T, wirkt aber dennoch eigenständig und – besonders wichtig – verdammt mitreißend.

Rants sind ebenso McGowans Sache. Sein „Mind The Gap“ wird zur gut sechsminütigen U-Bahn-Fahrt durch London und Begegnungen mit allerlei seltsamen Gestalten. Xenophobie und Brexit-Befürwortung trifft auf einen unscheinbar wirkenden Schüler, der als Einziger Initiative ergreift. Über „Springhill“ muss man keine Worte verlieren, auch den Text nicht einmal so ganz verstehen – das bewegende Arrangement und der leidenschaftliche Gesang erzählen für sich bereits eine großartige Geschichte. Das schmissige Acoustic-Intermezzo „Skin & Bone (& Blood & Moaning)“ und das lebhafte „Romance Ain’t Dead“ lockern das Geschehen ein wenig auf.

Freilich lässt sich über „Son Of The Smith“ streiten, ist es doch eine recht lange und zuweilen etwas ‚überdehnte‘ Platte geworden, die schneller auf den Punkt kommen dürfte. Seán McGowan muss sich erst zum jeweiligen Thema vorarbeiten, so scheint es. Gelegentlich gelingt das binnen Sekunden, manchmal nimmt der Brite auch mehrere Minuten dafür in Anspruch, und doch weißt der gleichermaßen unschliffene und pointierte Ansatz zu begeistern. In dieser Form könnte McGowan binnen kürzester Zeit in die Riege der oben erwähnten Songwriter eintauchen. Billy Bragg lässt grüßen.

Seán McGowan - Son Of The Smith

Son Of The Smith
VÖ: 11.05.2018
Xtra Mile Recordings (Indigo)

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