Justice – Woman Worldwide

Das französische Duo Justice verbrachte ein ganzes Jahr auf den Bühnen der Welt. Wo andere Electro-Größen lieblos auf ein paar Knöpfchen herumdrücken und ihre Show vom Band abspielen, lassen Gaspard Augé und Xavier de Rosnay die Tracks leben und atmen. Diesen konstanten Veränderungen bekannter Songs tragen sie nun Rechnung. Unterwegs nahmen sie ihre neuen Versionen bereits auf und spielten diese nun neu ein. Somit ist „Woman Worldwide“ ein Fast-Live-Album, letztlich aber ein Studio-Werk, Compilation und Mixtape zugleich.

Diese Studio-Versionen live eingespielter Songs spannen den Bogen über mehr als ein Jahrzehnt Justice. Klassischer French House und technoide Exkurse hauchen bekannten Tracks neues Leben ein. Natürlich ist „D.A.N.C.E.“, der unvermeidliche Überhit, mit dabei. Zunächst überwiegend auf die Vocals reduziert, schält sich nach und nach ein locker gehaltenes Beat-Konzept heraus, von ähnlich fluffigen Synths begleitet. Ein „We Are Your Friends“ gibt sich in der neuen Umgebung – mit „Phantom 2“ vermengt – deutlich schroffer und angriffslustiger. Man wartet förmlich darauf, dass die Sirenen loslegen.

Natürlich sind auch sämtliche Vorboten mit am Start, wie die leicht zerhackte Endlos-Version von „Randy“. Von kantigen Klangwänden bis zur konsequenten Entfremdung der Vocals ist hier alles dabei. Auch der Megamix „D.A.N.C.E. x Fire x Safe And Sound (WWW)“ hat es als Bonus ans Ende des Albums geschafft. Deutlich aggressiver und tanzbarer als die jeweiligen Originale angelegt, heben Justice hier förmlich ab. Ebenfalls bärenstark: die endlosen Attacken von „Chorus“ oder das zwischen Pizzicato-Melodie und technoidem Dauerfeuer pendelnde „Heavy Metal x DVNO“.

Tatsächlich gelingt Justice das Kunststück, bewährte eigene Sounds neu zu erfinden und sich dabei doch selbst treu zu bleiben. Sämtliche Originale bleiben auf „Woman Worldwide“ erkennbar und wurden doch geschickt zerstückelt, durch den Fleischwolf gedreht und neu zusammengefügt. Insgesamt wirkt diese Studio-Adaption gewachsener Live-Experimente eine Spur druckvoller und verspielter als die eigentlichen Album-Versionen – hypnotisierend, mächtig und doch so feinsinnig zugleich. Diesen Spagat hätten nur wenige andere Künstler in diesem Genre geschafft – eine kleine Offenbarung mit Suchtfaktor.

Woman Worldwide
VÖ: 24.08.2018
Ed Banger Records / Because Music (Universal Music)

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