Matula – Schwere

Matula

FOMO – die Furcht etwas zu verpassen – diente als Leitthema für „Auf allen Festen“. Stolze vier Jahre hat das letzte Album von Matula bereits auf dem Buckel, nun gibt es endlich Nachschub. Poppige Elemente wurden reduziert, der thematische Blick auf das Leben nach der Party gerichtet. Was passiert nach dem großen Exzess? Wie geht man mit dem Kater der Gesellschaft um? „Schwere“ fasst solche Gedankengänge in zehn neuen Songs zusammen.

Zugegen, übermäßig locker gingen Matula noch nie mit ihrer Musik um, doch so introspektiv, ja sogar melancholisch, kennt man sie eigentlich nicht. Die Video-Auskopplung „Brachland Sonnenuntergang“ bringt den Sound des Quartetts – noch ein Stück mehr Indie als Punk – auf den Punkt. „Wie soll das gehen, wohin mit all den Ambitionen?“, fragt Thorben Lange-Loos mehr rhetorisch als zielgerichtet, und reduziert die titelgebende Schwere dieser Platte auf 200 pointierte Sekunden. Der eigentliche Titelsong drückt zuweilen sogar ein wenig auf die Tube, wodurch der innere Kampf des Protagonisten am Scheidungsweg seiner Existenz fast ein wenig untergeht.

Nicht nur hier ist ein drittes, vielleicht sogar viertes Ohr auf die spannenden Texte essentiell. „Hinfallen ist wie anlehnen, nur später“ – eine weitere großartige Phrase, diesmal aus dem bissigen „Verhandlungsbasis“. Matula spielen stets mit einer gewissen Gelassenheit, während es auf gleich mehreren Ebenen unter der Oberfläche brodelt. Die große Explosion scheint stets nur ein paar Noten entfernt zu sein. Davon profitiert der eingängige Opener „Team“ ebenso wie das schwerfällig groovende „Der Monarch“ oder das verschmitzte „Einzelhaft“.

So eingängig „Schwere“ zunächst auch wirkt, so sauber es sich einbrennt und hängen bleibt, so komplex geben sich die Songs an sich. Bloß hört man dies zunächst nicht. Dieses geschickte Spiel mit Bedeutungsebenen macht Matula eben besonders. Zehn reizvolle Songs werden in 35 Minuten gekonnt abgefrühstückt – fokussiert und ohne ein Gramm Fett zu viel. Es macht Laune, dem Quartett zuzuhören, denn so lyrisch wie musikalisch stark sind aktuell nur ganz wenige deutschsprachige Bands. Der Herbst kann kommen.

Matula - Schwere

Schwere
VÖ: 24.08.2018
Zeitstrafe (Indigo)

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