Alpines – Full Bloom

Alpines

Seit Jahren schweben sie durch die Pop-, Electro- und Indie-Landschaft, ohne sich irgendwo fix niederlassen zu wollen: Alpines, das Duo um Sängerin und Pianistin Catherine Pockson sowie Gitarrist und Produzent Bob Matthews, bewegt sich bevorzugt zwischen den Stühlen. Ein wenig Soul hier, deeper TripHop da, dazu schwebende Leichtigkeit und all das jeweils rund um eine minimalistische Piano-Idee aufgebaut: „Full Bloom“, das mittlerweile dritte Album, geht auf große Klangreise.

Schnell zeigt sich: Die Stärke der Briten liegt in ihrem unvorhersehbaren Auftreten. Nicht immer zeigt sich sofort, wohin der Weg führen soll. Kaum ein Song unterstreicht das besser als „Out Of View“. Butterweiche Synthies und der leidenschaftliche Gesang Pocksons scheinen zunächst frei im Raum zu schweben, bevor wuchtige und doch minimalistische Beats in eine mystische Richtung ziehen. Hier trifft „The OA“, einer der Screen-Einflüsse der Band, auf TripHop und verdichtet sich zum Ende hin. Dass es auch ganz anders geht, zeigt die Ballade „Human“. Alpines bleiben in ruhigen Gefilden hängen, auch wenn die verschachtelten Beats in der zweiten Hälfte zumindest ein klein wenig Leben in die Bude bringen.

Mehr und mehr Favoriten kristallisieren sich aus diesem Schwall an Musik heraus. Ein „Eyes Open“ wirkt zunächst ruhig und unscheinbar, nimmt jedoch mit fortlaufender Spieldauer an Fahrt auf und wächst mit jedem Durchlauf – eben ein waschechter Grower. Das gilt auch für den eröffnenden Titelsong. Glaubt man zuerst noch an blassen Dance-Pop, nehmen Ecken und Kanten nebst 80s-Referenzen zu – ein echter Gewinn, dem mit „Be Yours“ eine nahezu perfekte Radio-Ballade gegenübersteht. Klar, das klingt gelegentlich cheesy, ist aber handwerklich gut gemacht. Mit dem angenehm bedrohlichen „Heavy Metal“ und den Retro-Beats von „3D“ gibt es mehr als genug ‚Alternativen‘.

Es bleibt somit alles unvorhersehbar bei Alpines, selbst nach mehreren Durchläufen. „Full Bloom“ orientiert sich an schlichten Ideen und verdichtet diese mehr und mehr. Von der klassischen Pop-Ballade über Ausflüge in soulige Gefilde bis zu schroffen Synthie- und TripHop-Konstrukten ist hier alles dabei, was die beiden Briten ausmacht. Fast durchgehend richtig gute Songs und eine gute Mischung aus Kanten und Radio-Appeal setzen die Serie an gut- bis hochklassigen Alben souverän fort.

Alpines - Full Bloom

Full Bloom
VÖ: 16.11.2018
Untrue Records (Rough Trade)

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