ClickClickDecker – Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten

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Bei ClickClickDecker geht es gerne mal ein wenig gemütlicher vor sich – nicht nur auf Platte, sondern auch dazwischen. Fast fünf Jahre vergingen seit „Ich glaub dir gar nichts und irgendwie doch alles“, der erste Chart-Einstieg in der Bandgeschichte. Von Untätigkeit kann aber keine Rede sein, wie alleine schon ein Blick auf die diversen Nebenschauplätze zeigt. Nun ist das Trio um Tausendsassa Kevin Hamann mit dem sechsten Studioalbum zurück, das natürlich wieder einen klingenden Namen trägt: „Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten“.

Die beiden ersten Songs, zugleich auch als Singles ausgekoppelt, umfassen die gewohnt eigentümliche und doch so charmante Strahlkraft ClickClickDeckers wohl am besten. „Mandelika“ stürzt sich zunächst ein eine ungewohnt laute Klangcollage, eine Art Mini-Kammerspiel. Nach einer Minute fällt der Vorhang, gewohnt eingängige Reduktion trifft auf eine echte Bilderflut, bevor wieder ein wenig instrumentale Magie folgt. Kratzige, eingelaufene Pullover begleiten im Anschluss „Läuft es eher daneben“. Der butterweiche Indie-Pop-Track fließt bezaubernd vor sich hin, verschärft das Tempo im richtigen Moment und rückt die vollgepackten Lyrics in den Fokus.

Natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein. In „Schreckmensch“ handelt Hamann die während den Album-Arbeiten aufgetretene Depression ab, begleitet von kuriosem Beat-Konstrukt, während direkt davor das zittrige und doch so forsche „Minutenklopfer“ nicht weiter weiß. Zum Ausgleich blüht „Zu spät zu blöd“ auf, behält sich allerdings vertraute melancholische Untertöne bei. Im großartigen „Stoßlüften“ betreten Mehrstimmigkeit und ungewohnt schroffe Gitarren das Parkett für einen leicht entstellten Mini-Hit, während „Zwei Klettergerüst“ mit einem Hauch von Romantik punktet.

Viel Charme, viel Gefühl und gewohnt vielschichtige Klangbilder: „Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten“ setzt auf vertraute Kost mit feinsinniger Detailarbeit und gewohnt spannenden Texten, die gerne auf eine Vielzahl von Bedeutungs- und Interpretationsebenen setzen. ClickClickDecker tanken sich schemenhaft durch verschiedenste Aggregatszustände des Alltags, schreiben sympathische Indie-Pop-Perlen und beißen sich fest – eben eine weitere richtig schöne Platte von einer der unterschätztesten Bands des Landes.

ClickClickDecker - Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten

Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten
VÖ: 16.11.2018
Audiolith (Broken Silence)

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