Orango – Evergreens

Orango

Orango spielen sich abermals in einen Rausch. Das norwegische Trio veröffenlicht neues Material in kurzer Abfolge und weiß immer wieder zu überraschen. „Evergreens“ markiert überhaupt den Aufbruch in eine neue Ära. Südstaaten-Klänge bleiben wichtiger Eckpfeiler des Sounds, werden nun aber auf deutlich trockenere Hard-Rock- und Blues-Arrangements heruntergebrochen. Außerdem halten deutlich proggigere Elemente Einzug.

Von der ersten Sekunde an brennt die Luft. „Glow Out Of Time“ destilliert den puren Rock-Sound der Norweger auf dreieinhalb mitreißende Minuten. Vom prägnanten Hard-Rock-Riff mit bluesigem Einschlag über die Southern-Chöre bis zum beinahe obligatorischen Hauch Led Zeppelin stimmt hier alles – vertraut und, für Band-Verhältnisse, doch irgendwie anders. „Loco“ knüpft ganz locker daran an, erhöht die Schlagzahl ein wenig und lebt von seinem mächtigen Basslauf. Das verspielte, sogar dezent angejazzte „Sunny Bay“ und das verschwitzte Powerhouse „Hillside Man“ reißen mit.

Und dann ist da noch der Quasi-Titelsong: „Evergreen“ bringt stattliche 16 Minuten Spielzeit auf die Waage und bricht ein wenig mit allem, was man zuletzt von Orango zu Gehör bekam. Die fünfteilige Suite spielt mit Prog- und Psych-Elementen en masse. Der langsame Aufbau, das Aufbäumen in Zeitlupen-Tempo, das erste Durchstarten mit Orgel-Begleitung – als ob die 60s und 70s urplötzlich zurückgekehrt wären. In der zweiten Hälfte lassen sich die Norweger zu ausladenden Jams hinreißen. Vom gemächlichen Spiel mit Feedback-Schleifen bis zum Bassgewitter steuert alles auf das urgewaltige, unheimlich laute Finale hin. Und dann? Urplötzlich Stille am absoluten Höhepunkt.

Ganz schön schweißtreibend, diese neue Orango-Platte. Der gekonnte, präzise Aufbruch gen neue Ufer gelingt unheimlich gut. Bereits die rockige, deutlich direktere und knackigere A-Seite kann alles, doch letztlich ist es die proggige B-Seite, auf welcher sich das Trio selbst übertrifft. Ihr Mut zu absolutem Wahnsinn wird belohnt, denn „Evergreens“ ist ein leidenschaftliches Album zwischen den Stühlen geworden, eine Sammlung kleiner Hymnen und großer Jams, ein Leckerbissen zum Gernehören.

Orango - Evergreens

Evergreens
VÖ: 30.11.2018
Division Records / Crispin Glover Records (Soulfood Music)

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