Pranke – Monkey Business

Pranke

Jazz, so befanden einst Die Ärzte, sei anders. Von Pranke konnten die Punk-Veteranen zu diesem Zeitpunkt nichts wissen. Das deutsch-isländische Duo verpasst aktuell der Berliner Jazz-Rock-Szene eine überaus vitale Frischzellenkur. Von Math- und Kraut-Elementen begleitet, tanken sich Daniel Bödvarsson und Max Andrzejewski durch mitunter wahnwitzige Jam- und Fusion-Landschaften. „Monkey Business“ wird seinem Namen gerecht.

Schnell zeigt sich: Ohne entsprechenden Geduldsfaden lassen sich diese 44 Minuten nur schwer stemmen. Ein Track wie „Come Closer“ steht stellvertretend für den maßgeschneiderten Wahnsinn Prankes. Smoothe Vocals, ein wenig Soul im Hintergrund und zarte Psych-Harmonien treffen auf komplexe Jazz-Skalen, welche wie kleine Zäsuren in den Track eingeflochten werden, von einzelnen Math-Untertönen umschwebt. Dazu gesellen sich ätherische Jam-Sounds und butterweicher Prog-Zen – nicht nur hier werden Erinnerungen an die Granden des Krautrock wach.

Nein, einfach ist an dieser Platte rein gar nichts, aber genau darin liegt zu einem gewissen Grad der Reiz. Wenn die Video-Auskopplung „RW“ beispielsweise nach und nach seine verschiedenen Soundscapes entblättert und von beinahe balladesken Ambient-Klängen sukzessive gen wilden, im besten Sinne ausgeflippten Jazz steuert, verlangt das Geduld. Das gilt auch für den stellenweise noisigen Opener „Let’s Go“, der stark mit den Grenzen der Produktionstechnik spielt, oder das flehende „Bokonon’s 53rd Calypso“. Hier steuern Pranke graduell vom cheesy Gassenhauer zur Fusion-Grenzerfahrung mit Easy-Listening-Charme.

Ist das nun gut oder einfach nur zu viel des Guten? Wirklich endgültig lässt sich das auch nach zehn, fünfzehn Durchläufen nicht sagen. „Monkey Business“ bleibt ein Spezialistenthema, obwohl Pranke gelegentlich in Stadion-affinen Gefilden wildern, wenn auch selten länger als ein paar Sekunden. Von der ausufernden Präsentation über die unorthodoxe Betonung einzelner Noten bis zum stilistischen Dickicht an sich verlangt diese Platte alles ab. Der Grat zwischen genial und genital ist ein schmaler. Pranke drohen immer umzukippen, nur um sich im letzten Moment zu berappeln – eine spezielle, wenngleich lohnenswerte Herausforderung.

Pranke - Monkey Business

Monkey Business
VÖ: 23.11.2018
Staatsakt / Caroline International (Universal Music)

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