Art Brut – Wham! Bang! Pow! Let’s Rock Out!

Art Brut

Was blieb vom großen Post Punk- und Art Rock-Revival der frühen 2000er? Die großen Überlebenden, wie Franz Ferdinand, Bloc Party und Maximo Park, haben sich mittlerweile weiterentwickelt, andere Weggefährten sind längst von der Bildfläche verschwunden. Art Brut waren – und klangen – immer schon ein wenig anders, was nicht zuletzt an Eddie Argos‘ ungewöhnlichem Gesangsstil lag. Nach gut siebenjähriger Pause erscheint mit „Wham! Bang! Pow! Let’s Rock Out!“ tatsächlich noch ein fünftes Studioalbum. Ob sich irgendwas getan hat?

Über weite Strecken blieb sehr viel beim Alten, und das ist auch gut so. Argos mag nicht mehr ganz so überdreht sein wie zu Beginn, der Art- und Wave-Punk-Anteil eine Spur geringer ausfallen, und doch wirken die zwölf Songs im besten Sinne aus der Zeit gefallen. „Hooray!“ gibt Vollgas und nimmt als Opener den ganzen modernen Wahnsinn der Briten mit. Wer zu diesem hibbeligen, angepunkten Track nicht mitbrüllt, hat auf dieser Platte nichts verloren. Die etwas melancholischeren Untertöne des patzigen „I Hope You’re Very Happy Together“ gleicht den anfänglichen Wahnsinn geschickt aus. Poppige Harmonien und Blechbläser treffen auf schroffe Indie-Gitarren und einen charmant nachtragenden Frontmann.

Von derlei Wuchtbrummen gibt es gleich mehrere: Der forsche Titelsong schrammelt mit wachsender Begeisterung durch die Lande, während das schräge „Hospital!“ samt seinen popkulturellen Querverweisen auch schon vor Urzeiten funktioniert hätte. In „She Kissed Me – And It Felt Like A Hit“ greift Argos eines seiner Lieblingsthemen, die legendäre Musiksendung „Top of the Pops“, einmal mehr auf, mit dem schroffen „Kultfigur“ und dem schrägen Stream of Consciousness „Schwarzfahrer“ haben sich außerdem zwei deutschsprachige Titel inklusive einzelner deutscher Zeilen eingeschlichen. Wer hingegen nach Harmonie und einem Hauch von Versöhnlichkeit sucht, wird im abschließenden „Your Enemies Are My Enemies Too“ belohnt.

Die Zutaten mögen sich mittlerweile ein wenig geändert haben, und doch klingt „Wham! Bang! Pow! Let’s Rock Out!“ 100 % nach Art Brut. Eddie Argos und Konsorten schlagen die Brücke von alten Fans zur etwas neueren Schule, zeigen sich weiterhin tief in den Klängen ihres Debütalbums verwurzelt und fügen doch ausreichend frische Akzente hinzu, um Innovationen zumindest anzudeuten. Natürlich werden sich alleine schon am Gesang weiterhin die Geister scheiden, und doch ist Art Brut eine von vorne bis hinten unterhaltsame Platte gelungen, die nach dieser langen Pause sowie den eher dürftigen Alben davor nicht unbedingt zu erwarten war.

Art Brut - Wham! Bang! Pow! Let's Rock Out!

Wham! Bang! Pow! Let’s Rock Out!
VÖ: 23.11.2018
Alcopop! Records / Believe Digital (Soulfood Music)

Art Brut @ Home | @ Facebook
„Wham! Bang! Pow! Let’s Rock Out!“ @ Amazon kaufen