Kategorie: Reviews & Previews

Wise Guys – Zwei Welten

Die Albentitel der Wise Guys hatten seit jeher einen tieferen Sinn, der mitunter erst auf den zweiten Blick zu erkennen war. Zu „Klartext“-Zeiten haben sie selbigen wirklich noch gesprochen, auf „Radio“ hat das Kölner A Cappella-Quintett ein komplettes Radioprogramm simuliert und der Titel „Klassenfahrt“ fing die Atmosphäre des dazugehörigen Albums perfekt ein. „Zwei Welten“ lautet der Titel des neuesten Werks und eben diese hält die Band für ihre Fans tatsächlich in petto, da das Album in zwei Fassungen erscheinen wird. Während Fassung Eins ausschließlich Songs im reinen Vocalpop-Sound enthält, setzt die Band bei der erst ab Herbst erhältlichen zweiten Fassung auf instrumentelle Unterstützung. Gleichzeitig stellt das neue Album auch einen Abschied dar, denn Bassist Ferenc Husta wird die Wise Guys nach der nächsten Tour verlassen. Ihm wurden die „Zwei Welten“ – Bandalltag und Familienleben sind schließlich unter einen Hut zu bringen – auf Dauer einfach zu viel.

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Chima – Morgen

Mit seinen 39 Jahren ist der Deutsch-Nigerianer Chima bereits ein Veteran im Musikgeschäft. Seine ersten Gehversuche wagte er Mitte der 90er Jahre, gemeinsam mit den Geschwistern Aisha und Ismael Abdallah, als Teil der Rapgruppe Otropic T(h)ree, was sich jedoch als kommerzielle Bauchlandung erwies. Einer breiten Öffentlichkeit wurde Chima als Teil der Brothers Keepers bekannt, die 2000 mit „Adriano“ die Top 4 erreichten. Sämtliche Soloversuche in den nächsten Jahren, darunter die hervorragende Single „Wundervoll“, ein Soul-Electro-Pop-Hybrid, und das dazugehörige Album „Im Rahmen der Möglichkeiten“, floppten. Nach sechs Jahre Release-Auszeit geht es nun mit einem neuen Major-Vertrag und der Single „Morgen“ in eine neue, wohl deutlich erfolgreichere Runde.

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Crocodiles – Endless Flowers

Das ultimative Sommeralbum wurde gefunden. „Endless Flowers“ heißt es, kommt von den Crocodiles und kombiniert bezaubernd schöne Melodien mit Lo-Fi-Pop und einem Hauch Schwärze. Ende der Diskussion? Mitnichten, schließlich muss zelebriert werden, dass nach den ersten beiden, nur über Import erhältlichen Platten endlich ein Werk der Band aus San Diego, Kalifornien auf offiziellem Weg nach Deutschland kommt. Brandon Welchez und Charles Rowell, ehemals bei den Chaoten Some Girls und The Plot To Blow Up The Eiffel Tower zugange, haben ihr Line-Up mittlerweile zu einem Quintett ausgebaut und einen nackten, androgynen Mann aufs Cover gepackt, der einen Strauss Rosen trägt und obendrein Jesus heißt. Noch Fragen?

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The Asteroids Galaxy Tour – Major

Es ist wie verhext: Da räumen The Asteroids Galaxy Tour europaweit ab (die Single „The Golden Age“ platzierte sich auf der #4 in Österreich, der #7 in der Schweiz und der #19 in Spanien) und schaffen es sogar dank massivem Werbe-Einsatz nach Nordamerika, doch in Deutschland kriegt man davon nichts mit. Schade, denn „Fruit“, das schräge Debütalbum der Dänen, entpuppte sich ob seiner eigenwilligen Mischung – irgendwo zwischen Pop, Indie, Funk, Soul, Reggae, Dancehall, Acid und Electro – als Wundertüte und Grower. Selbst der noch stärkere Nachfolger „Out Of Frequency“ ging unter, obwohl sich die Dänen musikalisch nichts vorzuwerfen haben. Auf das verschmähte „Heart Attack“ folgt nun mit „Major“ eine mächtige zweite Single.

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Ultravox – Brilliant

2008 staunten viele 80er-Fans nicht schlecht – Ultravox, eine der wichtigsten Bands des Jahrzehnts, die den klassischen New Wave-Sound entscheidend mitgeprägt hatte, fand sich für eine groß angekündigte Reunion-Tournee zusammen. Zwar ohne den legendären John Foxx, dafür aber in der klassischen Bandkonstellation der Jahre ’79 bis ’86. Midge Ure, Chris Cross, Billy Currie, Warren Cann – in genau dieser Zusammensetzung entstanden auch die größten Hits der Band, wie „Vienna“, „All Stood Still“, „Hymn“ und „Dancing With Tears In My Eyes“. Bedauernswerterweise gab es trotz der  Reunion – von einem Live-Album mal abgesehen – keinerlei neues Material der Band zu hören. Umso heißer wird „Brilliant“, das erste richtige Ultravox-Album seit 28 Jahren (wenn man den Ausrutscher „U-Vox“ und die Pseudo-Phase der 90er Jahre mal ausblendet), von den Fans erwartet.

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Oliver Koletzki feat. Bosse – Karambolage

Ein Album lang funktionierte die Idee: Auf „Großstadtmärchen“ kombinierte Oliver Koletzki („Der Mückenschwarm“) elektronische Musik mit Pop, ließ prominente Gäste wie Mieze Katz von MIA. und Axel Bosse aufmarschieren. Für die Fortsetzung gab es sogar einen Major-Deal, allerdings keinerlei Weiterentwicklung – die Höhepunkte kann man an einer Hand abzählen. Erneut vertreten ist Bosse, der das nun als zweite Single veröffentlichte „Karambolage“ mitgeschrieben und eingesungen hat – ein Silberstreif am ausgeleierten Horizont.

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Kontrust – The Butterfly Defect

Von wegen antiquiert: Kontrust beweisen seit geraumer Zeit, dass man mit Crossover immer noch ordentlich punkten kann. Ihr letztes Album „Time To Tango“ bescherte den Österreichern mit polnischer Sängerin einen Amadeus Music Awards, einen bereits jetzt legendären Auftritt am polnischen Woodstock-Festival und stattliche Klickzahlen für die dazugehörigen Videos. Allein die visuelle Volksmusik-Persiflage „Bomba“ wurde bereits weit über zwei Millionen Mal angesurft. Auch die neue Platte „Second Hand Wonderland“ setzt den Siegeszug fort. Mit „The Butterfly Defect“ hat man sogar einen potentiellen Sommerhit, zumindest aber einen weiteren mächtigen Festival-Abräumer im Gepäck.

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M83 – Reunion

Als Synth-Pop-Großmeister hat sich Anthony Gonzalez ein wenig verhoben. Das Doppelalbum „Hurry Up, We’re Dreaming“ hat zwar viele gute Momente – die erste Single „Midnight City“ ist einer davon – ist aber insgesamt eine Spur zu lang geworden, wurde mit ein wenig Füllmaterial gestreckt. Wie gut, dass sich der Franzose für die Auskopplungen auf die echten Highlights konzentriert. Mit „Reunion“ erscheint nun ein echter M83-Sommerhit, der immerhin mit einem ausladenden Download-Paket, mit einem Who-is-Who der Remix-Mafia ausgestattet wird.

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Exitmusic – Passage

Manchmal scheint die Zeit stehen zu bleiben, während man Exitmusic lauscht. Mit Betreten ihrer Welt geschieht eine Loslösung. Im Instinkt folgt man den behutsamen Melodien, welche gleichermaßen verdammt viel Antrieb entwickeln. Die Faszination auf dem Debütalbum „Passage“ des New Yorker Duos ist dieser Kontrast zwischen schwelgerischer Tiefe und frohlockender Abstraktion, die beide so gefühlvoll dem Elektrosound mit reichlich Gitarreneinschlag seine Färbung verleihen, wie sie sich rhythmisch reiben und ihr Geschehen den Zwischentönen überlassen. Inspiration ist nicht alles – haben sich Exitmusic wohl so gedacht.

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The Enemy – Streets In The Sky

In ihrer britischen Heimat längst etabliert, sind The Enemy aus dem britischen Coventry hierzulande immer noch nicht über einen gewissen Insider-Status hinaus gekommen. Nach dem Platindebüt „We’ll Live And Die In These Towns“ und dem etwas schwächeren Gold-Nachfolger „Music For The People“, die beide die deutschen Charts verpasst haben, war für Tom Clarke und Konsorten ein Tapetenwechsel angesagt. Der Majordeal wurde abgehakt, dafür hat man bei Cooking Vinyl nun sämtliche kreativen Freiheiten, die man „Streets In The Sky“ auch anhört. Auf ihrem dritten Album innerhalb von fünf Jahren geben sich The Enemy deutlich gitarrenlastiger und direkter.

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