HEALTH – Conflict DLC

Health
(c) Mynxii White

Der Wahnsinn hat einmal mehr ordentlich Beute gemacht: Mit ihrem ureigenen, poppigen Industrial-Ansatz verwirren und verzaubern HEALTH seit Jahren. Zuletzt erweiterte „Rat Wars“ den eigenen Sound durch eine Vielzahl an Extremen, lauter und leiser zugleich. Der Nachfolger „Conflict DLC“ versteht sich als eine Art Begleitalbum, das im gleichen musikalischen Universum spielt und insgesamt härter und direkter ausfällt. Dafür verzichtete man dieses Mal auf eine große Armada an Gästen und konzentrierte sich stattdessen auf den üblichen, vertrauten Kampf mit existenzieller Bedeutungslosigkeit im Angesicht des unvermeidbaren eigenen Untergangs.

Besagte Direktheit zeigt sich beispielsweise in „Antidote“, das ohne große Ausschweifungen oder musikalische Spielereien den Fokus direkt auf elektronisch befeuerten, leicht düsteren Pop legt und dabei mehr denn je ins Ohr geht. Das mag nicht gerade revolutionär sein, macht dafür Laune. Auch die bleierne und zugleich belebende Endzeitstimmung von „Thought Leader“ brennt sich ein. Wie sich die hellen, klaren Vocals durch verklärte Industrial-Wände arbeiten und sich dabei einbrennen können, ringt allerhöchsten Respekt ab. Zugleich finden HEALTH wieder und wieder den Weg zur Hook, von mystischen Ideen zart umspielt.

Im Vergleich dazu fällt „Burn The Candles“ wütend und kompromisslos aus, schraubt das Tempo mal eben in Hardcore-Höhen und klingt fast happy. Der dominante, furiose Beat tanzt dem eigenen Ableben entgegen und zündet die Kerze an beiden Enden an. Hingegen spielt die Feststellung „You Died“ mit HipHop-Beats, Understatement und erstaulicher Smoothness, begleitet von ausgesuchtem Silbenreichtum. „Ordinary Loss“ torpediert all das wieder mit wummernden Beats und widmet sich zermürbender Industrial-Wucht, nähert sich EBM-Gefilden an und haut doch einen der besten Pop-Momente der gesamten Platte raus. An deren anderen Ende lauert „Wasted Years“, bläst sich auf voluminöse sechs Minuten auf und überrascht mit Urgewalt im Schlussakt.

Ob das hier im Endeffekt tatsächlich direkter als der Vorgänger ausgefallen ist, sei dahingestellt, doch kann man sich der schieren Intensität dieses Albums kaum entziehen. Wenn „Conflict DLC“ etwas ist, dann poppiger und beatesker zugleich. Damit wurde der Weg der zunehmenden Extreme erneut gewählt, wie es bereits der Vorgänger tat, bloß mit noch mehr Ohrwürmern. Macht das Sinn? Keine Ahnung, aber für Unterhaltung ist gesorgt. Gerade die eingängigen Momente, zwischen Synthie-Pop, Düsternis und nahezu radiotauglichen Melodien, machen unfassbar viel Laune. Gemeinsam mit brachialer, brutalistischer Abstrahierung gehen HEALTH wieder und wieder in der Aussichtslosigkeit unter. Man macht es ihnen gerne nach – eine weitere starke Platte.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.12.2025
Erhältlich über: Loma Vista Recordings / Concord (Universal Music)

Website: www.youwillloveeachother.com
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