Red Ocean – Mad For It

Am Wasserfall geträumt, am Hafen gereift, in der Hauptstadt flügge geworden: Bernhard Pausch gründete seine erste Band im Alter von 15 Jahren in Gastein im Salzburger Pongau, bevor er vier Jahre später nach Hamburg zog, um Musikproduktion zu studieren. Nach einer experimentellen Phase konzentrierte er sich später wieder auf Rock, ging nach Berlin und gründete Red Ocean. Gemeinsam mit Drummer Danny Weber geht es um die elementaren Bestandteile des Genres, mit einem hörbaren Faible für die 60s, 70s und 90s. Exakt das zeigt sich auf „Mad For It“, der zweiten EP des Duos.
Der fieberhafte, lässige Opener „Snakes“ spielt erst mit ein wenig Call & Response, danach mit bluesigen Motiven und rockt schließlich los – laut, rau und hymnisch. Das klingt zwischenzeitlich wie ein Kurzabriss der Evolution von Greta Van Fleet und trägt doch eine ganz eigene Handschrift, nicht zuletzt aufgrund der kraftvollen, energiegeladenen Stimme Pauschs. Hingegen spielt das lässige Understatement von „Be Mine“ zunächst mit beiläufig angeschlagener Southern-Coolness, bevor Steel und Slide das Heft ganz fest in die Hand nehmen, passend zu diesem vorwitzigen Track. Hingegen fühlt sich „Wiped Out“ in den 60s wohl, ein wunderbar lebensbejahender Song, der aus dunklen Nächten führen kann.
Auch „Overkill“ fühlt sich in Retro-Klängen wohl, legt diese jedoch tanzbar aus, geradezu funky. Was hier auf rhythmischer Ebene passiert, ist mindestens so großartig wie das Spiel mit verschiedenen Vocal-Spuren – eine schräge und auf schwer zu beschreibende Weise charmante Nummer. Hingegen entpuppt sich „Summer 24“ als Hymne auf einen besonderer Sommer, und einen solchen erlebte Pausch im Vorjahr. Zwischen Freiheit, Euphorie und Melancholie rockt das Duo furztrocken und schnörkellos, direkt ins Ohr. Im abschließenden Titelsong thematisieren Red Ocean Rastlosigkeit, schöpfen aus dem eigenen Erfahrungsschutz und machen mit sympathisch poppigen Untertönen klar, dass das noch lange nicht das Ende der Reise ist.
Und das will man verdammt noch einmal hoffen. In aller gebotener Kürze schütteln Red Ocean diese musikgewordene Umarmung aus dem Ärmel, recken die Fäuste in die Luft und befreien zugleich die herzliche Mördergrube vom emotionalen Durcheinander. „Mad For It“ braucht nur sechs Songs und etwa 18 Minuten, um nicht mehr aus dem Kopf zu gehen – eine im besten Sinne sympathische EP, die einfach nur Laune macht, die direkt ins Ohr geht und es sich dort gemütlich macht. Die musikalische Zeitreise unterhält, zeigt verschiedenste Seiten des Duos und lässt der mitreißenden Kreativität freien Lauf. Ein komplettes Album in dieser Form könnte richtig groß werden.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 22.08.2025
Erhältlich über: popup-records
Website: ro-music.de
Instagram: www.instagram.com/red_ocean.myspace
