Villagers – Darling Arithmetic

Villagers

Nach zwei erfolgreich, mehrfach ausgezeichneten und für den Mercury Prize nominierten Alben entschloss sich Conor O’Brien für ein wenig Umorientierung und nahm seinem Soloprojekt Villagers den vielschichtigen Detailreichtum, um – musikalisch wie textlich – die nackte Songidee offenzulegen. Der Ire gibt auf „Darling Arithmetic“ wesentlich mehr von sich preis als je zuvor und schüttelt neun Perlen zwischen Pop, Indie, Folk und Singer/Songwriter aus dem Ärmel.

Liebe ist ein wiederkehrendes Motiv dieser Platte und wird eingesetzt, um Grenzen zu überwinden. In „Little Bigot“ deklariert O’Brien seine Liebe für eben jene Person, die ihn nicht akzeptiert. Der vorwitzige, melancholisch-folkige Twang ist die thematische Fortsetzung des nicht minder großartigen „Hot Scary Summer“, in dem eine Liebschaft an Homophobie zerbricht. O’Briens klagender, verzweifelter Gesang erklärt, dass auch das Getrenntsein nichts ändern wird. Gerade angesichts des musikalischen Understatements fällt es leicht sich auf die Vocals, auf den Text zu konzentrieren – eine erhabene, kathartische Erfahrung.

Bereits der Opener „Courage“, zugleich erste Single und Video-Auskopplung, gibt mit seiner schüchternen Leichtigkeit und der herrlich neckischen Akustik-Gitarren-Begleitung den Takt vor; den Takt eines gelungen auf das Wesentliche reduzierten Albums. Das Klavier im ruhigen, beiläufigen Titeltrack verzaubert ebenso wie der verträumte Kammer-Pop von „No One To Blame“. Im abschließenden „So Naïve“ kommt O’Brien schließlich zum Schluss, das niemand auch nur irgendetwas weiß. Eingebettet in instrumentalen Minimalismus, singt sich der Ire immer mehr in Rage, droht zu zerbrechen. Im letzten Moment, rechtzeitig zum Schlussakkord, beruhigt er sich.

Für „Darling Arithmetic“ spielte O’Brien jedes Instrument selbst ein und tat gut an diesem autarken Ansatz. Das dritte Villagers-Album ist eine wunderbare Abkehr vom ungemein erfolgreichen Vorgänger „{Awayland}“ und macht in seinen viel zu kurzen, wohl aber betörenden 36 Minuten sehr vieles richtig. Mit Fokus auf Reduktion, Akustik und einer Aufweichung bewährter Metaphern wird der Longplayer zum vollen Erfolg, zu einer kleinen Überraschung und gleichzeitig zur logischen Weiterentwicklung des Villagers-Sounds.

Villagers - Darling Arithmetic

Darling Arithmetic
VÖ: 10.04.2015
Domino Records (Goodtogo)

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