Tiny Moving Parts – Celebrate

Ist Emo 2016 überhaupt noch relevant? Das kommt, wie so oft, auf die Qualität an. Zwar mag das Genre, ähnlich wie Metalcore, etwas in der Versenkung verschwunden sein, es gibt aber nach wie vor einige Veteranen und eine Handvoll junge Wilder, die sich darum bemühen. Tiny Moving Parts zählen zu zweiterer Gruppe, klingen aber wie ein Haufen alter Hasen. Das Trio aus Minnesota – zwei Brüder und deren Cousin – stellt nun das zweite Album „Celebrate“ vor.

Ein Anlass zum Feiern? Über weite Strecken stimmt das tatsächlich, denn die scharfkantige Emocore-Spielart des US-Trios mit kräftigem Post-Hardcore-Einschlag macht Laune. Fieses Gekeife, leicht schiefer Gesang, herrlich verkopfte Gitarren und eine aggressive, peitschende Rhythmusabteilung mit Auge für Groove und Auflockerung gestalten ruhigere Momente („Breathe Deep“) ebenso spannend wie etwas härtere, melodische Power-Tracks (die Video-Auskopplung „Headache“).

Große Überraschungen bleiben aus, dafür setzt es 35 Minuten lang kleine Hymnen im Akkord. „Nothing’s Ever Good Enough“ baut im eingängigen Refrain sogar fiese Screams ein und sträubt sich mit Stop-and-Go-Strophen gegen jedes Airplay-Format, ist aber letztlich zu gut, um ignoriert zu werden. Schön auch „Minnesota“, die Hymne an die Heimat mit kaskadenartiger Entladung und einem Hauch blink-182. „Stay Warm“ überzeugt auch den letzten Zweifeler mit beinahe punkiger Intensität und hintergründiger Melancholie.

So forsch Tiny Moving Parts auch loslegen, ihr zweites Album benötigt etwas Anlaufzeit, um seine volle Strahlkraft zu entfalten. Kurz, knackig, effektiv – vergleichsweise übersichtliche Zutaten bringen letztlich den Erfolg, denn hinter „Celebrate“ steckt viel Liebe und Energie. Durchgehend unterhaltsame Songs, kaum Füllmaterial und eine saubere Mischung aus Genre-Standards und ungezähmter Energie lassen Emocore-Fans jubilieren.

Celebrate
VÖ: 20.05.2016
Big Scary Monsters (AL!VE)

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