Lunik – Small Lights In The Dark

Völlig zu Recht zählen Lunik seit einigen Jahren zu den Aushängeschildern der Schweizer Musikszene. Ganz nebenbei darf man Frontfrau Jaël Krebs wohl guten Gewissens als die charismatischste Sängerin des Alpenlandes bezeichnen. Mittlerweile zeigt auch das europäische Ausland immer mehr Interesse an der einstigen Trip-Hop-Kombo, die sich in ihrer Heimat längst als kommerziell erfolgreiche Popgröße etabliert hat. Das neue Album „Small Lights In The Dark“ schoss direkt auf Platz 1.

Darauf zeigt sich das Berner Quartett so pur und vielleicht auch so erwachsen wie nie zuvor. Die Computer mussten diesmal draußen bleiben, heißt es im Pressetext. Elf meist ruhige, melancholische Popsongs gibt es zu hören, die – anders als bei den Vorgängern – diesmal nicht von Lunik selbst produziert wurden. Stattdessen ließ man mit Bob Rose einen echten Experten ans Werk, der schon für Roy Orbison, George Harrison und Julian Lennon arbeitete. Der recht altbackene, analoge Sound verwundert daher wenig, eher schon die Qualität der Produktion. Verglichen mit früheren Alben wirkt das Endergebnis sehr roh, hat beinahe Demo-Charakter, auch die Abmischung macht einen gewöhnungsbedürftgen Eindruck. Dumpf klingen die Drums, schleppend die Arrangements, Jaëls sonst so bezaubernder Gesang oft leer und verloren. Dass es nicht an ihr liegt, haben die letzten Alben bewiesen.

Doch auch das Songmaterial kann die gravierenden Schwachstellen der Produktion nicht gänzlich ausgleichen. Ein Großteil klingt schlichtweg gleichförmig und kraftlos, teilweise sogar richtig unangenehm (speziell „I Can’t Sleep“ und „Falling Up“). Immerhin ein paar Highligts sind dabei: Das intime „I Never Said That I Was Perfect“ punktet mit seinen sanft groovenden Percussions und südländischer Leichtigkeit. „How Could I Tell You“ hat den wahrscheinlich stimmigsten Refrain des Albums, während die erste Single-Auskopplung „People Hurt People“ als beschwingte, melodische Radio-Popnummer wenigstens für ein bisschen Abwechslung sorgt. Ganz zum Schluss wird es mit der orchesterbegleiteten Ballade „Set You Free“ sogar noch ansatzweise hymnisch. Dazwischen gibt es viel plätscherndes Füllwerk, das nicht stört, aber auch nicht nachhaltig in Erinnerung bleibt.

„Small Lights In The Dark“ ist leider, leider eine herbe Enttäuschung und bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Wer sich beispielsweise das Meisterwerk „Weather“ (2003) oder selbst das schon wesentlich mainstreamigere „Preparing To Leave“ (2006) anhört, wird sofort feststellen, dass es Lunik viel besser können. Jaëls Stimme kann ihren Zauber diesmal viel zu selten entfalten, die elektronischen Spielereien fehlen, und ein Gänsehautgefühl will einfach nicht aufkommen. Was ist nur schiefgelaufen?

VÖ: 14.05.2010
F.O.D. Records (Soulfood Music)
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