Billy Talent – Live At Festhalle Frankfurt

Billy Talent
(c) Dustin Rabin

Endlich wieder auf die Bühne, endlich wieder Vollgas: Nachdem sie den Release ihres jüngsten Albums „Crisis Of Faith“ bereits zurückgehalten hatten, bis eine Konzertreise möglich war, gestaltete sich die jüngste Tour von Billy Talent als überaus umjubelte Angelegenheit. Deutschland gilt seit jeher als zweite musikalische Heimat der Kanadier, hier feiern sie seit Jahren und Jahrzehnten große Erfolge und spielen regelmäßig in ausverkauften Häusern. So war es auch im November des Vorjahres, als man Frankfurt einen Besuch abstattete und den Gig für die Nachwelt festhielt. Das recht kurzfristig angekündigte „Live At Festhalle Frankfurt“, ihre erste Live-Platte seit mehr als 15 Jahren, zeigt das Quartett in Bestform.

Mit Loel Campbell an den Drums, der den verhinderten Jordan Hastings ersetzt, stürzt sich die Band in einen entsprechend fieberhaften Opener. „Devil In A Midnight Mass“ entlädt die aufgestaute Energie der letzten Jahre mit einem Donnerhall, singt und schreit sich in einen Rausch. Eines der besten Riffs der Kanadier und der nach wie vor herrlich abgedrehte Schlussteil übersteuern im besten Sinne. Das etwas ausdifferenzierte „This Suffering“ sowie das intensive „I Beg To Differ (This Will Get Better)“ als erster neuer Track runden ein bärenstarkes Anfangstrio ab. Ben Kowalewicz ist bestens gelaunt, wendet sich immer wieder ans Publikum mit sympathischen Ansagen. Man möge auf sich und die Nebenleute aufpassen, die eigene Gesichtsverletzung wird mit Humor genommen, zudem hat er richtig Bock.

Das gilt im Übrigen für die gesamte Band, die sich in bestechender Form zeigt. „Try Honesty“ dehnen Billy Talent gekonnt aus, von obligatorischen sympathischen Schönheitsfehlern begleitet, danach folgt das zeitlose, überragende „Pins And Needles“. „Fallen Leaves“ ist dabei, „Rusted For The Rain“ hat den Blues gepachtet und „Surrender“ klang selten so intensiv. Das neue Duo „Forgiveness I“ (der zweite Teil wurde ausgespart) und „Reckless Paradise“, das gefühlt noch eine Spur giftiger als im Studio rüberkommt, landet einen absoluten Volltreffer, während „The Wolf“ wohl den emotionalen Höhepunkt des Konzerts darstellt. Zum Schluss setzt es drei Brecher: „Devil On My Shoulder“ treibt seinen bluesigen Charme zur Höchstform an, der „Viking Death March“ lässt letzte Hemmungen fallen, bevor – natürlich – das unkaputtbare „Red Flag“ vom ersten deutschen Nummer-Eins-Album der Kanadier alles niederreißt.

All killer, no damn filler: Billy Talent legen eines der besten Livealben der letzten Jahre vor, weil hier alles stimmt. Starker Sound, starke Performance, starke Songauswahl, starkes Publikum – hier trifft zusammen, was zusammengehört. So ziemlich jeder Hit ist dabei, das Quartett zeigt sich bestens aufgelegt und Frankfurt hatte hörbar Bock auf die Veteranen. „Live At Festhalle Frankfurt“ bringt das Phänomen Billy Talent auf den verschwitzten Punkt. Zwei Jahrzehnte nach ihrem ersten Album bleiben die Herren eine absolute Macht und legen ein absolut essenzielles Bühnendokument für alle Freunde rockiger und punkiger Klänge vor.

Ohne Wertung

Erhältlich ab: 16.06.2023
Erhältlich über: Dudebox Records (Warner Music)

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