Annisokay – Abyss – The Final Chapter

Im modernen Metal scheint es derzeit einen neuen Trend zu geben. Statt gleich ein ganzes Album zu veröffentlichen, erscheinen erst mal einige EPs, ehe diese gesammelt und, ergänzt um weitere Titel, dann doch noch in LP-Form das Licht der Welt erblicken. Of Mice & Men hatten es 2021 bei „Echo“ vorgemacht, die britischen Nu-Metal-Newcomer Blackgold hauen gerade auch eine EP nach der anderen raus und die Metalcoreler von Annisokay beschreiten ebenfalls diesen Weg. Das Hallenser Quartett sorgte in den letzten zwei Jahren mit den beiden EPs „Abyss Pt I“ und „Abyss Pt II“ für ordentlich Aufmerksamkeit in der Szene, nur um mit „Abyss – The Final Chapter“ auch noch ein ganzes Album hinterherzuschieben.
Und dieses Album ist, wie schon die EPs zuvor andeuteten, schlicht großartig. „Abyss – The Final Chapter“ beginnt mit den sechs Songs der ersten EP, unter denen gleich vier Songs positiv hervorstechen: „Human“ kann als melancholische Post-Hardcore-Hymne voll punkten, „Ultraviolet“ klingt wie die härtere Ausgabe einer Linkin Park-Nummer, „Calamity“ hat als supereingängige Electronicore-Hymne sofort alle Sympathien auf seiner Seite und „Time“ vereint schließlich sanfte Strophen, einen peppigen Refrain und einen wuchtigen Breakdown in einem genialen Song.
Auf die Songs der ersten EP folgen anschließend drei komplett neue Nummern, die aber keinen Deut schlechter sind als die bisherigen Titel. „Silent Anchor“ wandelt eher auf der elektronischen Seite des Core-Genres, „Splinter“ hat eine wahre Melodienexplosion in petto und „My Effigy“ entpuppt sich schnell als das größte Highlight des kompletten Albums: Auf brutale Metalcore-Härte in den Strophen folgt der zu erwartende melodische Refrain, doch erst im ultrafiesen Breakdown zeigt die Nummer ihr volles Potential, nur um schließlich geradezu balladesk auszuklingen. Genial!
Zum Abschluss folgen noch die sechs Songs der zweiten EP, die ja ebenfalls fast durchweg zu überzeugen wusste und im Vergleich zur ersten EP die etwas härteren Tracks in petto hatte. Hier finden sich wahre Metalcore-Bomben wie „Never Enough“ und „H.A.T.E.“, eine Zusammenarbeit mit Any Given Day, aber auch melancholische Songs wie „Inner Sanctum“. Leider versteckt sich darunter mit dem etwas zu laschen „Into The Gray“ aber auch der einzige mittelmäßige Titel des Albums. Unterm Strich ist „Abyss – The Final Chapter“ aber das mit Abstand beste Album der Band und auch eine der stärksten Post-Hardcore- / Metalcore-Veröffentlichungen dieses Jahres! Und mit über 54 Minuten setzen Annisokay auch ein Zeichen gegen den Szene-Trend der immer kürzer werdenden Alben – hier gibt es massig Value for Money. Dies ist daher auch einer der seltenen Fälle, der nur mit der Höchstnote bewertet werden kann.
Wertung: 5/5
Erhältlich ab: 21.11.2025
Erhältlich über: Arising Empire (Edel)
Website: annisokay.com
Facebook: www.facebook.com/annisokay
