Kategorie: Reviews & Previews

Vraell

Vraell – Once A Blue Hour

Musik aus Begleiter durch die Wirren des eigenen Lebens, so lässt sich das erste komplette Album von Vraell in etwa umschreiben. Der Brite mit sizilianischen Wurzeln verbindet zurückgenommenes Gitarrenspiel mit Beats und Ambientklängen, veröffentlichte bereits diverse Songs und EPs, teils mit mehr als stattlichen Streamzingzahlen. Das neue Material schrieb er überwiegend in der besonderen Stimmung der Frühlings- und Sommerdämmerung, rang dabei mit der eigenen inneren Zerrissenheit und seinem sizilianischen Erbe. Auf dem Weg zu Selbsterkenntnis widmet sich „Once A Blue Hour“ Experimenten, Sinnsuche und kleinen Klanggemälden.

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Perfume Genius

Perfume Genius – Glory

Ein Außenseiter, der His People gefunden hat. Ein Songwriter, der wie ein solcher klingen wollte. Mike Hadreas interpretiert Perfume Genius immer so, wie es gerade passt und Sinn macht, gerne mal unvorhergesehen und komplex, doch stets von greifbarer Schönheit durchzogen. Davon gibt es auf dem nunmehr siebten Studioalbum mehr denn je, und Zeit ist es geworden. „Glory“ setzt sich offensiv mit eigenen Ängsten und der Paranoia des Zeitgeists auseinander, fühlt sich aber zugleich in seinem gewachsenen musikalischen Umfeld, mit einer starken Band und wichtigen Partnerschaften, wohler denn je.

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Anna Hauss

Anna Hauss – Unknown Waters

Die Ungewissheit ist ein spannender, reizvoller Ort für Anna Hauss. Folk, Pop, Jazz und von Soul unterstützter Singer/Songwriter-Sound stattete bereits ihren starken Einstand „How Long Is Now“ aus, der sich mit Bedächtigkeit auseinandersetzte. In seiner Fortsetzung thematisiert die in Berlin geborene Musikerin den Rückzug ins Private sowie die Neugier auf Neues, von turbulenten Zeiten begleitet und beeinflusst. „Unknown Waters“ ist ein Konzeptalbum über das Unbekannte, das zugleich die musikalischen Möglichkeiten und das Songwriting Hauss‘ genauestens und konzentriert auslotet.

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The Horrors

The Horrors – Night Life

Stillstand war noch nie die Sache von The Horrors. Auf ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum geht es jedoch in vielerlei Hinsicht zu etwas anderen Ufern. Von den Gründungsmitgliedern sind einzig Sänger Faris Badwan und Bassist Rhys Webb weiterhin an Bord, das Line-up wurde in den letzten Jahren sukzessive umgebaut, zugleich wollte man den vergleichsweise rohen Ansatz früherer Werke wiederbeleben. Dabei verzichtete man keinesfalls darauf, in den neueren Gefilden der letzten Platten zu wildern, bloß noch schroffer. Auf „Night Life“ verlassen sich die Briten mehr denn je auf Elektronik, auf donnernde Beateske und unterkühlte Stimmung mit Post Punk- und Gothic-Einschlag.

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Greer

Greer – Big Smile

Aller Anfang war für Greer nicht unbedingt leicht. Das südkalifornische Quartett veröffentlichte zwei starke EPs 2020 und 2021, tourte immer dann, wann sich die Möglichkeit bot, doch fand man sich schnell in einer Burnout-Sackgasse wieder. Eine mehr als ein Jahr andauernde Pause bekam Greer und ihrem eigentlich recht beschwingten Sound erstaunlich gut. Man fand sich in der Garage von Drummer Lucas Ovalle wieder, wo die Reise einst begann, redete miteinander, entdeckte das Gemeinsame neu und sichtete das während der Auszeit entstandene Material. Letztlich ging man mit über 200 Songs ins Studio, derer 13 nun auf dem ersten kompletten Album „Big Smile“ gelandet sind.

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XIXA

XIXA – XOLO

Mystisch in Text und Ton, mit diesem faszinierenden Ansatz erobern XIXA seit einigen Jahren die Herzen. Das Quartett aus Arizona versteht sich auf folkloristischen, psychedelischen Rock mit Latin-, Desert- und Cumbia-Zügen, um die wichtigsten Aspekte herauszugreifen, begleitet von besonderem Fokus auf jenseitige Vibes und konzentriertes Storytelling. Letzterer Aspekt findet auf ihrem neuesten Streich Formvollendung: „XOLO“ befasst sich mit dem jungen Mädchen Arcoiris, das mit ihrem kosmischen Hundebegleiter El Xolo durch alle neun Ebenen der Unterwelt von Mictlán reist. Jede Ebene erhält ihren Song, begleitet von wechselnden Stimmungen und neuen musikalischen Ideen.

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Glazyhaze

Glazyhaze – Sonic

In Italien wächst aktuell eine spannende Generation an Gitarrenbands heran, vielfältig aufgestellt und zudem richtig gute Songwriter. Glazyhaze reihen sich nahtlos in diese Riege ein. Erst Ende 2021 in Venedig gegründet, veröffentlichte das Quartett mit „Just Fade Away“ bereits ein Album, das sich via Shoegaze zum ehrlichen Ausdruck von Emotionen jenseits gesellschaftlicher Normen vorarbeitete. Auch der Nachfolger „Sonic“ kommt gefühlvoll ums Eck, widmet sich jedoch der Liebe in all ihren komplexen Subformen. Passend dazu wagt man musikalisch deutlich mehr und teilt diesen Zweitling in eine vergleichsweise fröhliche, melodische und eine beschauliche, introspektive Seite.

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Motorpsycho

Motorpsycho – Motorpsycho

Nein, so etwas wie Stillstand gab und gibt es bei Motorpsycho eigentlich nicht. Nach geraumer Zeit ist man wieder in Kernduoaufstellung um die beiden Gründungsmitglieder Bent Sæther und Hans Magnus Ryan unterwegs. Drummer Thomas Järmyr stieg vor zwei Jahren aus, zudem ließ man das ursprünglich für die eigenen Releases gegründete Label Stickman hinter sich und steht nun wieder auf anderen, doch wieder eigenen Beinen. Beim Nachfolger zweier pandemischer Alben kehren die Norweger zurück zu ihren Stärken und widmen sich ausufernder, progressiver, epischer Kunst der zermürbenden und anspruchsvollen Sorte. Über 35 Jahre nach der Gründung erscheint tatsächlich das erste schlicht „Motorpsycho“ betitelte Werk.

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Charlie Cunningham

Charlie Cunningham – In Light

Die Intimität des weit geöffneten Klangraums begleitet die kompositorische Klasse eines Charlie Cunningham seit Jahren. Wie nur wenige andere versteht es der britische Singer/Songwriter, mit übersichtlicher Instrumentierung und lebendiger, dennoch bewusst limitierter Produktion maximalen Eindruck zu hinterlassen. In Luke Smith (u.a. Foals, Depeche Mode) fand er einen passenden Partner an den Reglern und nahm in fünf Wochen zehn Songs auf, jeweils in einem Take, mit nur geringer Nachbearbeitung. „In Light“ lässt dem Bewusstseinsstrom freien Lauf und sucht nach Wahrheiten, die selbst in vermeintlich beklemmenden Momenten nie die Hoffnung aus den Augen verlieren.

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Dirty Talons

Dirty Talons – Deep Dive

Mit einem packenden Zwischending aus Album und diskographischer Songsammlung machte das österreichische Sextett Dirty Talons im Herbst 2023 von sich reden. Die Mischung aus klassischen Rock-Tönen, poppigen Indie-Weisheiten und brachialer Hardcore-Attacke, von Jess Howells‘ Gesang entsprechend angetrieben, hallt immer noch nach und erhält nun eine Fortsetzung. „Deep Dive“ wurde in den legendären Middle Farm Studios unter Regie von Peter Miles (u. a. Architects, Petrol Girls) direkt auf Tape gebannt und zeigt nicht nur musikalische Geschlossenheit, sondern zugleich den nächsten kleinen Leistungssprung.

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