Jimi Hendrix – Valleys Of Neptune

Im September jährt sich der viel zu frühe Tod von Gitarren-Legende Jimi Hendrix zum 40. Mal. Warum also nicht mit neuem Material feiern? Tatsächlich, brandneues Material und bislang ungehörte Aufnahmen präsentiert die Nachlassverwaltung Experience Hendrix LLC (um Jimis Schwester Janie Hendrix) auf „Valleys Of Neptune“, einem brandneuen Studioalbum. Leichenschändung? Viel mehr eine unbegreiflich geniale Platte.

Neben den genialen Coverversionen „Bleeding Heart“ und dem hypnotisierenden, wild ausufernden Instrumental „Sunshine Of Your Love“ gibt es eine Fülle an Eigenmaterial zu hören, aus dem „Hear My Train A Comin'“ herausragt, Selbstreferenz inklusive – das letzte Aufbäumen der Experience. Ausufernder Blues Rock der Meisterklasse, vor allem wenn Hendrix nach der Sechs-Minuten-Marke das Tempo herausnimmt und seinen Verstärker leise säuseln lässt.

Beeindruckend ist vor allem die Zusammenstellung dieser zwischen 1967 und 1970 aufgenommenen Werke, die tatsächlich wie ein echtes Album arrangiert wurden, die teilweise regelrecht ineinander greifen, die den Eindruck eines Gesamtkunstwerkes entstehen lassen. Ob „Lover Man“, „Lullaby For The Summer“ oder das unruhige „Fire“ – „Valleys Of Neptune“ ist ein kleines Meisterwerk, das man natürlich nicht in einer Liga mit „Axis: Bold Of Love“ und „Electric Ladyland“ sehen darf – der Abstand dazu ist überlebensgroß. Dennoch hat „Valleys Of Neptune“ seine Reize, ist ein mächtiges Rock-Album mit der erwarteten Portion Blues und Soul, eine charmante Zeitreise.

Hendrix-Fans dürfen sich neben der Veröffentlichung von „Valleys Of Neptune“ über den Re-Release zahlreicher Klassiker in neuer, hochwertiger Aufmachung mit Bonusmaterial (u.a. Making-of-DVDs) freuen, unter anderem „Axis: Bold As Love“, „Are You Experienced“ und „Electric Ladyland“. Darf man das überhaupt? Ist es nicht ein Sakrileg den Katalog Hendrix‘ erneut neu zu gestalten und herauszugeben?

Natürlich eine schwierige Frage, gerade wenn es um Freude der möglichst original klingenden Aufnahmen. Entsprechend wirken die neu gemischten Klassiker ein wenig zeitgemäßer, in mächtigeren Sound gekleidet, wobei ein Begriff wie ‚Zeit‘ bei Hendrix sowieso redundant erscheint – Jahre, Jahrzehnte scheinen für „Purple Haze“, „Voodoo Child (Slight Return)“ und „Foxy Lady“ irrelevant zu sein, klingen doch 90% des Materials heute fast aktueller als in seiner Entstehungszeit, als der Meister der sechs Saiten seiner Zeit (um erneut diesen diffizilen Terminus zu verwenden) weit voraus war.

Wie weit er enteilt war, verraten bereits angesprochene DVDs, die auf Songwriting, auf Studiotechnik, auf Inspiration und Entwicklungsarbeit eingehen, die besagte Klassiker in ein neues Licht rücken, ebenso wie die aufwendig gestalteten Digipacks, teils mit neuen Liner Notes, mit neuen Notizzetteln (u.a. mit einem ersten Entwurf von „Purple Haze“). Wer den Backkatalog Jimi Hendrix‘ also noch nicht sein Eigen nennt, kann hier bedenkenlos zugreifen – mächtig, majestätisch, dem Meister absolut würdig.

VÖ: 05.03.2010
Columbia Records (Sony Music)
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