JD McPherson – Nite Owls
Kaum zu glauben: JD McPherson meldet sich zum ersten Mal seit sieben Jahren mit einem regulären Album voller neuer Songs zurück. Zwischendurch gab es zwar eine Platte mit festlicher Musik sowie diverse Cover-Versionen, doch verbrachte der 47jährige aus Tulsa, Oklahoma zuletzt unter anderem viel Zeit als Live-Gitarrist für Robert Plant & Alison Krauss, gab für sie sogar teils den Opening-Act. Und doch war der US-Amerikaner alles andere als untätig, wie die zehn neuen Tracks auf „Nite Owls“ recht eindrucksvoll demonstrieren. Hier wagt sich McPherson etwas über die ehemaligen Rock’n’Roll-Grenzen hinaus und überrascht mit neuen Ideen.
Ein Song wie „Sunshine Getaway“ bringt gleich zu Beginn frischen Wind rein, wirkt herrlich glammy und zugleich abgehangen, als würden T. Rex und T-Bone Walker gemeinsame Sache machen. Diese knapp drei Minuten brennen sich sofort ein, glänzen durch fantastische Atmosphäre und eine noch bessere Gitarre. Auch das folgende „I Can’t Go Anywhere With You“ mit Bloodshot Bill gibt sich recht forsch, wenngleich vertraute Rock’n’Roll-Klänge durchschimmern. In „Don’t Travel Through The Night“ wird es mystisch bis abgehangen, nur einen Kniff vom Post Punk entfernt und zugleich so herrlich elegisch mit seinem 80s-Einschlag.
Natürlich serviert McPherson weiterhin das, was ihn ausmacht, bloß noch frischer. „The Rock And Roll Girls“ hätte auch auf den letzten Platte funktioniert, wobei die dezenten Garage-Rock-Anteile, die an frühe Vaccines erinnern, beste Unterhaltung bieten. In „The Phantom Lover Of New Rochelle“ kommen typische Instrumental-Ausritte durch. „Just Like Summer“ kramt eine vertraute R&B-Gitarre hervor und lässt diese schimmern, bevor im direkten Anschluss der Titelsong „Nite Owls“ mit kleinen Zwischenräumen spielt, die auch bei neueren Queens Of The Stone Age funktionieren würden. Schließlich führt „That’s What A Love Song Does To You“ zurück zu den Wurzeln und sagt sachte tschüss.
In dieser guten halben Stunde steckt all das, was man sich von JD McPherson erwartet, und noch viel mehr. Diese erste Platte nach langer Zeit ist natürlich Dienst am Fan, aber wagt sich zugleich deutlich weiter hinaus. Sympathische Rock-Instrumentierung, ruppige Querschläger, verspielte Düsternis und ein Herz für den Blues mischen sich unter die traditionellen Klänge und lassen diese doppelt und dreifach schimmern. „Nite Owls“ ist vielleicht sogar das beste Album des Noch-Mittvierzigers, der ordentlich wagt und damit auf ganzer Linie gewinnt. Auf dass es beim nächsten Mal schneller gehen möge.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 27.09.2024
Erhältlich über: New West Records (Bertus)
Website: www.jdmcpherson.com
Facebook: www.facebook.com/jdmcphersonhistyle