Deep Sea Diver – Billboard Heart

Deep Sea Diver
(c) Deep Sea Diver

Auf den ersten Chart-Einstieg folgte der erste große Rückschlag: Deep Sea Diver erreichten im Herbst 2020 mit „Impossible Weight“ Platz 51 in den US Top 200. Und doch tat sich Jessica Dobson mit einem Nachfolger schwer. Nach umjubelten Überraschungskonzerten in ihrer Heimat Seattle verließ sie ein paar Wochen später Los Angeles ohne nennenswertes neues Material und fühlte sich etwas verloren. Dauer-Wegbegleiter Andy Park meldete sich und bot seine Hilfe an. Daraus entstanden elf neue Perlen, die als „Billboard Heart“, fast viereinhalb Jahre nach dem bislang größten Erfolg, abermals für Furore sorgen.

Der große, fieberhafte Titelsong strebt nach Freiheit und sucht zugleich nach Akzeptanz, versucht selbst mit den eigenen Schwächen optimistisch umzugehen. Ein Fünfminüter als Opener, das macht natürlich einiges her, zeigt zugleich das gereifte Songwriting von Deep Sea Diver. Kantige Indie-Klänge mit eingängigem Unterbau treffen auf Dobsons gewohnt kraftvolle Stimme. Die suchende Gitarre in der zweiten Hälfte geht nahe. Ist „Let Me Go“ die Schwester im Geiste? Gemeinsam mit Madison Cunningham spielt sich Dobson in einen Rausch. Die simplistischen Drums täuschen, denn dahinter verbirgt sich ein kantiges, sehnsüchtiges Powerhouse.

Später greift die Protagonistin zur „Shovel“, von den vielleicht poppigsten Sounds der gesamten Platte begleitet, ohne sich ans Radio anzubiedern. Stattdessen setzt es eine wahre Charme-Offensive, immer größer und intensiver werdend. Hingegen setzt „Happiness Is Not A Given“ auf Leisetreterei und findet erdrückende Erkenntnis in einer vermeintlichen Floskel. Derart kraftvolle, semi-balladeske Klänge stehen Deep Sea Diver ebenso gut zu Gesicht wie das große, schroffe und doch hymnische „What Do I Know“. Donnernde Drums, überdrehte Gitarren und anderweltliche Vocals peitschen sich gegenseitig hoch und gehen im kolossalen Crescendo auf.

Die schwere Entstehungszeit hört man dem mittlerweile vierten Album kaum an, und doch zeigen sich Deep Sea Diver deutlich kämpferischer, direkter und ehrlicher. „Billboard Heart“ profitiert von diesem unmittelbaren Ansatz, um einiges vielschichtiger angelegt und doch nie verwässert. Jeder Song macht für sich Laune, findet ebenso zu feinen Melodien wie zu den nahezu obligatorischen Ecken und Kanten. Die Gitarren sind lauter, die einfühlsamen Momente unmittelbarer, der Gesang tatsächlich freier. Dobson zeigt sich bestens aufgelegt und legt das vielleicht bislang stärkste Werk ihrer Band vor.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 28.02.2025
Erhältlich über: Sub Pop Records (Cargo Records)

Website: www.thisisdeepseadiver.com
Facebook: www.facebook.com/thisisdeepseadiver