Valentine – Love Like Gold

Vier Jahre nach ihrem letzten musikalischen Lebenszeichen meldet sich Valentine endlich zurück. Als 16-Jährige gelang ihr mit der Ballade „Feel So Bad“ der Sprung in die Charts – doch es blieb bei dem einen Achtungserfolg. Die als deutsche Pop-Hoffnung gefeierte Sängerin verlor ihren Vertrag bei der EMI und verschwand in der Versenkung. Bis jetzt: Mit neuer Plattenfirma und frischem Sound soll Valentines Reise weitergehen. Ihr drittes Album „Love Like Gold“ steht ab sofort in den Läden.

Schon das kurze, aber effektive Vocoder-Intro des Titeltracks macht deutlich, dass sich das blutjunge Nachwuchstalent weiterentwickelt hat. Valentine ist im Jahr 2010 angekommen – als 22-jährige Künstlerin, die ganz offensichtlich nicht nur auf ihre Piano-Balladen reduziert werden möchte. Nach dem überraschenden Auftakt entpuppt sich „Love Like Gold“ als grooviger Midtempo-Titel, geheimnisvoll und fast ein wenig orientalisch angehaucht. Trotzdem bleibt Valentines Stimme unverwechselbar, zart, nachdenklich, noch immer zauberhaft. Die erste Auskopplung „Black Sheep“ ist mit ihren satten Beats, elektronischen Elementen und dynamischen Streichern natürlich ein Highlight, das den Stil des Albums sehr gut repräsentiert. Denn auch bei den nächsten beiden Nummern sind die Grundzutaten der Single zu hören, ohne sie dabei zu kopieren: „White Bird“ klingt ruhiger und vor allem organischer, „Creatures Of The Night“ bekommt durch die Harfenklänge eine mittelalterliche Note. Beim verspielten „Superhero“ wird dann mit Breakbeats experimentiert, während „Tonight“ auf traditionellen, aber auch recht altbacken produzierten Dance-Pop setzt.

Wesentlich stärker geht „Beauty And The Beast“, die erste Ballade, unter die Haut. Ein neues „Feel So Bad“ sollte man hier allerdings nicht erwarten. Vielmehr erinnert das vielschichtige Soundgerüst an den sphärischen Ambient-Pop von Schiller – sicherlich auch keine schlechte Referenz. Valentines zarte Stimme kommt optimal zur Geltung und spätestens beim Geigensolo dürfte jedem Hörer ein Schauer über den Rücken laufen. Das beschwingte, leicht zugängliche „Catch Me“ bringt anschließend ein wenig Retro-Flair ins Spiel und könnte auch im Mainstream-Radio funktionieren. „No“ besitzt zwar Ecken und Kanten, wirkt jedoch unausgereift, und „My Town“ bietet außer der angenehm verträumten Stimmung einfach zu wenig. Bei „Nobody Knows“ kommen dann wieder die liebgewonnenen Streicher und Electro-Beats aus „Black Sheep“ zum Einsatz. Ob es nun daran oder doch an der starken Komposition liegt – die Nummer ist großes Pop-Kino. Den Abschluss bildet die winterliche Ballade „Universe“, die bis zum Einsetzen des (unvermeidbaren) Kinderchors durchaus herzerwärmend klingt, danach leider genau ein Klischee zu viel bedient. Weniger wäre mehr gewesen.

Von kleineren Abstrichen abgesehen ist „Love Like Gold“ jedoch ein rundum stimmiges Gesamtwerk, das vor allem mit seinen wiederkehrenden Streicherelementen einem klaren roten Faden folgt. Die „neue“ Valentine überzeugt mit eingängigen Hooklines, raffinierten Pop-Arrangements und elektronischen Akzenten, bleibt dabei aber stets ihrem melancholischen, märchenhaften Charme treu. Leider ist die musikalische Vielfalt des Albums begrenzt, sodass die Zahl der wirklich herausstechenden Titel überschaubar bleibt (etwa „Black Sheep“, „Beauty And The Beast“ und „Nobody Knows“). Schade auch, dass keine einzige Piano-Ballade im Stil von „Feel So Bad“ den Weg aufs Album gefunden hat, denn anders als auf den beiden Vorgängern wäre sie hier ein willkommener Kontrast gewesen. Und dennoch: „Love Like Gold“ ist ein bezaubernder Soundtrack für den anstehenden Wintermonate, mit dem Valentine hoffentlich einen festen Platz in der deutschen Musikszene einnehmen kann.

VÖ: 29.10.2010
Columbia (Sony Music)

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