Dornenreich – Flammentriebe

Dornenreich

Die Zeit heilt alle Wunden und öffnet der Retrospektive Tür und Tor. 2001 setzten sich Dornenreich mit „Her von welken Nächten“ selbst ein Denkmal. Zuletzt war man vor allem akustisch unterwegs, hatte die Black Metal-Poesie auf ein absolutes Minimum reduziert. Mit der Rückkehr von Schlagzeuger Gilvan haben Eviga und Inve „Flammentriebe“ eingespielt, das wieder auf einem Metal-Fundament basiert und Gerüchten zufolge auch das letzte seiner Art sein soll.

Reduziert, konzentriert und mächtig starten die österreichischen Schwarzmaler-Poeten das Album mit „Flammentriebe“. Peitschende Drums, wütende Gitarrenattacken, verzweifelte Vocals und die zarte Melancholie der Geige – ein Rezept, das 2011 besser denn je funktioniert dank hervorragender Produktion und ausgefeiltem Songwriting. Dieses kommt vor allem in „Wandel geschehe“ zum Vorschein. Wäre der Song an sich schon ein wahres Faszinosum, so entsteht dank Geigen-Einsatz ein bittersüßer Beigeschmack, der sich durch das komplette Album wie ein roter Faden zieht.

In Songs wie dem epischen Kunstwerk „Wolfpuls“ können sich die drei Musiker hervorragend positionieren. Gilvans Schlagzeugspiel klang lange nicht mehr so dynamisch, Inves Geige schneidet tief in die Seele und Evigas poetische Ader blutet stark. Dabei treten Dornenreich dieses Mal das Gaspedal so richtig durch, besonders bei „In allem Weben“. Nackenstarre und süßer Schmerz gehen hier perfekt Hand in Hand, während der weitestgehend instrumentale Abschluss „Erst deine Träne löscht den Brand“ das lange vermisste Bindeglied zu „In Luft geritzt“ darstellt.

Ob „Flammentriebe“ das letzte Black Metal-Album von Dornenreich sein wird, ist sekundär. Auch wenn die Melancholie in ihrer Musik ein steter Begleiter ist, überlagern Begeisterung und Faszination über die poetische Gegenwart jeglichen wehmütigen Blick in die Zukunft. Eviga, Inve und Gilvan haben ein weiteres kleines Meisterwerk geschaffen, das mit dem legendären „Her von welken Nächten“ locker mithalten kann. Wenn nicht sogar mehr.

VÖ: 11.02.2011
Prophecy Productions (Soulfood Music)

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