Nervecell – Psychogenocide

Nervecell

Mit Schweden assoziiert man knüppelharten Todesstahl, mit Norwegen Black Metal, mit der US-amerikanischen Bay Area die Urväter des Thrash Metal. Aber Dubai? Harte Musik in den Vereinigten Arabischen Emiraten? Was wie ein Paradoxum klingt, ist mit Nervecell Realität geworden. Exotenbonus hin oder her – „Preaching Venom“ war ein amtlicher Death- / Thrash-Nackenschlag, die dazugehörige Tour ein absoluter Erfolg. Verständlicherweise wird dem Nachfolger „Psychogenocide“ nun deutlich erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Sorgen muss man sich um das live-erprobte Trio aber nicht machen – Nervecell wachsen mit ihren Aufgaben.

Das Intro „Anemic Assurgency“ beschwört heimische Klänge, setzt aber gerade mit seiner intensiven Percussion die Zeichen auf Sturm, bevor „Upon An Epidemic Scheme“ mit Vollgas nach vorne geht. Die abermals von Dave Haley (Psycroptic) eingespielten Drums peitschen den Song ordentlich nach vorne, gerade bei wechselndem Tempo. An den Growls von Rajeh ‚James‘ Khazaal gibt es sowieso nichts auszusetzen – wütend, guttural, zerstörend. Gepaart mit messerscharfer Gitarrenarbeit (präzises Solo, feines Riffing), beginnt „Psychogenocide“ auf einem hohen Niveau, das auch der eine oder andere Füller („Imprint“, „Driven By Nescience“) nicht trüben kann.

Zwei Songs wollen gesondert hervorgehoben werden. „Amok Doctrine“ demonstriert eindrucksvoll, wie weit die Herren aus Dubai mittlerweile in punkto Songwriting gekommen sind. Gerade der verspielte Midtempo-Part mit seiner beinahe psychedelischen Gitarrenarbeit ist eine echte Überraschung. „Shunq (To The Despaired…King Of Darkness)“ bietet gleich zwei Neuerungen: James‘ singt erstmals in seiner auf westliche Ohren besonders bedrohlich wirkenden Landessprache, während mit Karl Sanders von Nile ein Gast mitgrowlt. Hier haben sich zwei wahre Meister ihres Fachs in einem echten Death Metal-Feuerwerk gefunden – ein manisches Highlight mit Elementen von Napalm Death’schen Psychoterror.

Auf ihrem zweiten Album „Psychogenocide“ klingen Nervecell härter, präziser, durch die zahlreichen Live-Auftritte deutlich gereift. Die Songs sind eine Spur komplexer und dynamischer, dazu durch die Bank für die Bühne geschaffen. Dazu kommt mit „Shunq“ eine faustdicke, weil innovative Überraschung. Die Herren aus Dubai sind demnächst wieder in Europa unterwegs – ein Erlebnis für sich, das Fans von druckvollem Todesstahl mit Thrash-Elementen auf keinen Fall missen dürfen. Außerdem sind Barney, Rami und James richtig nette Typen. Aber bloß nicht weitersagen.

VÖ: 29.04.2011
Lifeforce Records (Soulfood Music)

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