Pigeon John – The Bomb
Mittels TV-Werbung scheint der Sprung in die Charts auch für unbekannte Künstler relativ einfach zu sein. Pigeon John war Anfang der 90er nicht nur Mitglied diverser HipHop-Formationen, sondern durfte sich bei Sessions im ‚Good Life Cafe‘ das Mic mit Legenden wie Kurupt, Snoop Dogg und Jurassic 5 teilen. Westcoast-Rap-Star wurde er jedoch nie, was wohl mit an der relativ humorvollen Auffassung von HipHop an sich liegt. Dennoch könnte es für „The Bomb“ nun zu einem kleinen, sommerlichen Charthit reichen, obwohl besagter Werbeclip zumindest bislang nur im US-Fernsehen läuft.
Grund dafür ist natürlich musikalische Qualität an sich – irgendwie logisch. „The Bomb“ wirkt auf seine Art und Weise vertraut – angefangen bei den einleitenden Chants und den mächtigen Claps, die sich auf die Old School-Wurzeln Johns zu beziehen scheinen. Die Strophen hingegen wirken überraschend hektisch mit Retro-Samples, ja geradezu einem Hauch von Motown. Klingt also ein wenig zusammengekleistert unter dem Einfluss der verschiedensten Stilrichtungen – Chiddy Bang lassen grüßen. Dazu kommen Vocals irgendwo zwischen 80s-Raps und Reggae-Toasts, gepaart mit einer mächtigen Middle 8, die locker lässig die Beastie Boys zitiert.
Was sich unheimlich akademisch wirkt, ist an Coolness kaum zu überbieten. Alternative Rap mit Retro-Charme, Genre-Crossover, vorwitzigen Vocals, gekonnter Lässigkeit und viel Humor – KiD CuDi lässt grüßen, wenn Pigeon John loslegt. „The Bomb“ ist eine Mischung aus Partystarter, Strandwühler und Bounce-Manifest, ein fetter Grinser, der sprichwörtliche Chip auf der Schulter. Zwischen Zitat-Reigen und Rock-Augenbraue gibt Pigeon John den perfekten Einheizer. Klingt ein wenig nach One-Hit-Wonder, aber das Mitte Juli erscheinende Album „Dragon Slayer“ – sein bereits fünftes Solowerk – hat wesentlich mehr zu bieten. Wie Bruno Mars und B.o.B mit Attitüde, quasi.
4/5
VÖ: 24.06.2011
Quannum Projects / Urban (Universal Music)
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