ESC 2013: Vorentscheidungsergebnisse aus Weißrussland, Belgien und der Schweiz

Eurovision Song Contest 2013

Anscheinend haben es viele Länder sehr eilig, ihren Song für den Eurovision Song Contest 2013 zu bestimmen. Noch bevor vom 20. bis zum 22. Dezember durch das Festivali i Këngës – früher häufig der Start in die neue Eurovision-Saison – der albanische Beitrag bestimmt wird, stehen bereits drei Titel für Malmö fest. In den vergangenen Tagen haben Weißrussland, Belgien und die Schweiz ihren Vorentscheidungen über die Bühne gebracht.

Bereits am 7. Dezember bestimmte Weißrussland seine Teilnehmerin für den ESC 2013. Oder besser gesagt, seine vorläufige Teilnehmerin, denn bereits im vergangenen Jahr gewann Alena Lanskaya den Vorentscheid – was dem weißrussischen Diktator Lukaschenko überhaupt nicht passte und ihn dazu veranlasste, Alena zu disqualifizieren und die zweitplatzierten Litesound nach Baku zu schicken. Diese landeten letztendlich auf einem glorreichen 16. Platz im Halbfinale.

Nun soll es im kommenden Jahr also doch Alena Lanskaya richten. Ob das allerdings gelingen wird, daran darf man Zweifel haben. „Rhythm Of Love“ ist eine typische Eurovision-Uptempo-Nummer, geht auf jeden Fall ins Ohr und in die Beine. Dazu liefern Alena und ihre Tänzer eine Show, die an Kylie Minogue erinnert. Das Zeug zu einem Hit im Euroclub hat der Song also allemal. Das war’s dann aber auch leider schon: Alena kämpft sich mit osteuropäischem Akzent durch den englischen Text und man merkt dem einen oder anderen Ton deutlich an, dass sie nicht die beste Sängerin Europas ist. Dazu kommt noch, dass „Rhythm Of Love“ teilweise – die sehr gute Bridge ausgenommen – wirklich billig wirkt und die ständige Wiederholung des Refrains einem am Ende ziemlich auf die Nerven geht. Im Laufe der ESC-Saison wird man sicherlich noch bessere Uptempo-Songs zu hören bekommen, so dass eine Finalteilnahme von Weißrussland aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich erscheint.

http://www.youtube.com/watch?v=ewGLYsqCoN4

Vergangenen Samstag folgte dann „Die große Entscheidungsshow“. Neun Acts waren angetreten, um das Schweizer Ticket für Malmö zu lösen. Und die Schweizer waren sichtlich bemüht, in diesem Jahr wieder besser abzuschneiden als in Baku, wo Sinplus im Halbfinale scheiterten. So stellten sie eine gut konzipierte und kurzweilige Samstagabendshow auf die Beine, die großen Unterhaltungswert besaß. Deutschland leistete in Person von Hella von Sinnen Amtshilfe. Diese war Teil des fünfköpfigen Europa-Panels – einer Art Jury, die ab und an nach ihrer Meinung gefragt wurde, jedoch kein Stimmrecht besaß.

Allerdings hatte die Show der Schweizer ein kleines Problem: die Songs. Nett und gefällig waren die meisten von ihnen, aber leider auch belanglos und ungeeignet für die große Bühne – vom großen Wurf in Malmö ganz zu schweigen. Lediglich einige wenige Highlights setzten sich von der radiotauglichen Einheitsmasse ab. Eines davon war die französischsprachige Gruppe Carrousel: Ihr Song „J’avais rendez-vous“ war das für die Eurovision-Bühne am besten geeignete Lied des Abends. Charmant vorgetragen und ganz in der Tradition des durch Zaz ausgelösten Chanson-Revivals, hätte es in Malmö sicherlich einige Punkte eingebracht. Das sahen die Schweizer leider anders und wählten Carrousel auf Platz 2.

http://www.youtube.com/watch?v=tToPDh4ILb0

Glücklicher Sieger und damit Schweizer Repräsentant in Malmö ist die Heilsarmee. Richtig gelesen, sechs Mitglieder der christlichen Freikirche haben sich zu einer Band zusammengeschlossen und ihren Song „You And Me“ zum Vorentscheid angemeldet. Dieser ist ein nettes und auch eingängiges Popstück, aber irgendwie auch ziemlich eintönig und gegen Ende äußerst repetitiv. Ob das am Ende ins internationale Finale einziehen wird, muss sich zeigen, aber viel mehr wird für die etwas träge Performance der Heilsarmee nicht drin sein.

http://www.youtube.com/watch?v=oAjjH3GdsQ4

Kritik, die Heilsarmee sei homophob und würde die ESC-Bühne für christliche Propaganda nutzen, gab es schon länger; durch den Sieg ist die Diskussion in der Grand Prix-Szene jedoch wieder neu entflammt. Bezweifelt wurde außerdem, ob eine Organisation überhaupt am ESC teilnehmen darf. Nicht ganz unbegründet, wie mittlerweile die EBU mitteilte: Die Schweizer werden sowohl ihren „Bandnamen“ ändern als auch in Malmö ohne Uniformen auftreten müssen.

Last and definitely least: Belgien. Hier war der ehemalige Voice-Sieger Roberto Bellarosa bereits als Teilnehmer gesetzt. In einer merkwürdigen Mischung aus Radioshow, Internetübertragung und Karaokeveranstaltung wurde in einer zweieinhalbstündigen Mammutsendung aus drei Songs sein Lied für Malmö ausgewählt. Was soll man sagen? Roberto präsentierte drei billige bis furchtbare Songs; das schlimmste von allen gewann am Ende. Zu allem Überfluss ist „Love Kills“ auch noch englischsprachig und Robertos Aussprache ist – sagen wir es nett – verbesserungswürdig. Dass Belgien auch 2013 wieder unter ferner liefen laden wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Was bleibt also von diesen ersten ESC-Tagen der Saison 2013? Zwei Songs, die potenziell noch disqualifiziert werden könnten, zwei Songs, die besser nicht auf Englisch gesungen worden wären und drei Songs aus dem absoluten Mittelmaß. Es kann nur bergauf gehen.