ESC 2013: Freude in Dänemark, Unmut in Deutschland
Der Eurovision Song Contest 2013 ist Geschichte. Und obwohl in den Medien hauptsächlich negativ berichtet wird – zu viel Glitzer, zu schlechte Musik, alle hassen Deutschland – hat der ESC auch in diesem Jahr wieder eine ganze Reihe wunderbarer Popsongs hervorgebracht. Es war zwar kein zweites „Euphoria“ darunter, aber die Dänin Emmelie de Forest stand mit ihrem Siegertitel „Only Teardrops“ am Tag nach dem Finale bereits auf Platz 1 der Amazon- und iTunes-Charts, und wird somit zumindest einen kleinen Hit landen. In Deutschland hingegen fühlt man sich mal wieder schlecht behandelt.
Dabei musste dem deutschen Publikum ebenso wie der Medienlandschaft von Anfang an klar gewesen sein, dass es ein Risiko sein würde, „Glorious“ nach Malmö zu schicken. Die Ähnlichkeit zum Vorjahressiegertitel „Euphoria“ von Loreen ebenso wie zu „Don’t You Worry Child“ von der Swedish House Mafia waren schon beim deutschen Vorentscheid bekannt und wie das internationale Publikum darauf reagieren würde – schlichtweg nicht abzuschätzen. In der vergangenen Woche hat Natalie von Cascada aber alles Menschenmögliche getan, um Deutschland in Malmö angemessen zu repräsentieren. Die Reaktionen von Fans und Journalisten auf ihre Proben waren zurecht durchweg positiv. Sie jetzt niederzuschreiben oder gar den gesamten deutschen Vorentscheid in Frage zu stellen, ist schlichtweg nicht fair und unangemessen. Und ob die Punkte nun ausblieben, weil „Glorious“ eben nicht sonderlich originell war oder weil Natalie in den entscheidenden drei Minuten nicht ganz so souverän wirkte wie in den Tagen zuvor und auch der ein oder andere Ton daneben ging, ist letztendlich auch müßig. Beim Grand Prix gibt es eben immer Verlierer, Gewinner und manchmal entscheiden Kleinigkeiten.
Noch unerklärlicher ist allerdings, warum der Eurovision Song Contest insgesamt wieder in Frage gestellt wird. All die positiven Erfahrungen der Lena- und Loreen-Jahre scheinen mit einem Schlag vergessen und der Grand Prix nur noch aus schlechter Musik zu bestehen. Es ist wieder in, über den ESC zu spotten. Für Medien scheint es ein echtes Qualitätsmerkmal zu sein, Journalisten über den Grand Prix berichten zu lassen, die diesem per se nichts Gutes abgewinnen können. Man stelle sich vor, die Hälfte der Sportberichte würde aus Ergießungen darüber bestehen, wie schrecklich eigentlich die betreffende Sportart ist. Eine solche Berichterstattung wäre schlicht undenkbar. Beim ESC scheint das aber vollkommen okay zu sein. Ganz abgesehen davon, dass sich die Veranstaltung tatsächlich gewandelt hat und mittlerweile für gute Popmusik steht.
Das beweist auch die glückliche Siegerin Emmelie de Forest. Ihr „Only Teardrops“ eroberte Europa mit einem Mix aus zeitgenössischem Pop und folkloristischen Instrumenten sowie Emmelies markanter Stimme. Mittlerweile steht der Song an der Spitze sämtlicher europäischer Downloadcharts und zeigt damit einmal mehr, dass die Zeiten, in denen Grand Prix-Song nur beim ESC funktionierten, endgültig vorbei sind. „Only Teardrops“ ist zwar kein zweites „Euphoria“ und Emmelie de Forest keine neue Loreen, aber nichtsdestotrotz ist der Song ein wahrer Radiohit und auch die Downloads sprechen eine eindeutige Sprache. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Erkenntnis auch bald in der deutschen Öffentlichkeit ankommt.
Teffender Kommentar – vor allem bei folgendem Punkt muss ich Dir klar zustimmen:
„Man stelle sich vor, die Hälfte der Sportberichte würde aus Ergießungen darüber bestehen, wie schrecklich eigentlich die betreffende Sportart ist.“
An dem vergleich ist was dran…