Johnny Cash – Out Among The Stars

Johnny Cash

Beim Sichten der elterlichen Archive sowie jener von Sony Music stieß John Carter Cash 2012 auf Bänder eines Albums seines Vaters aus den 80ern, das nie veröffentlicht wurde. „Out Among Stars“ fasst zwölf Studioaufnahmen zwischen 1981 und 1984 zusammen – eine Ära, die wieder für Cash’sche Großtaten noch als besonders Country-freundlich bekannt ist. Dennoch darf eine Platte mit neuer Musik des mittlerweile vor zehn Jahren verstorbenen Johnny Cash als mittlere Sensation gewertet werden. Stellt sich bloß eine Frage: Verschimmelte das Material zu Recht im Archiv?

Gemischte Gefühle sind angesichts der präsentierten Tracks – unter der Regie von John Carter Cash und Steve Berkowitz restauriert – durchaus angesagt, zumal gerade die beiden von Johnny Cash geschriebenen Tracks etwas blass bleiben. „Call Your Mother“ und „I Came To Believe“ fallen ungemein, geradezu unangenehm schmalzig aus, sind im besten Fall putziges Füllmaterial. Interessanter ist da schon das vorab veröffentlichte „She Used To Love Me A Lot“ – ein Vorbote des Mainstream-Phänomens Country-Pop, das einige Jahre später die Staaten erobern sollte. Fast noch spannender ist der als Bonus-Track beigefügte Remix von Elvis Costello. Jegliche Pop-Anwandlungen werden von gespenstischen Gitarren und den maschinellen Drum-Loops förmlich erstickt.

Gleich zwei Duette mit Gattin June Carter Cash sind enthalten: das flotte, leicht schräge „Baby Ride Easy“ und das traditionell gelagerte „Don’t You Think It’s Come Our Time“. Auch im gemeinsam mit Waylon Jennings aufgenommenen Country-Rocker „I’m Movin‘ On“ kommt Cash schnell auf den Punkt, ignoriert jeglichen Firlefanz und setzt auf gute Genre-Standards. Die Hymne „Tennessee“ fällt radiofreundlich aus, ohne anstrengend zu wirken, „Out Among The Stars“ packt ein wenig Sozialkritik in den Opener und für das vorwitzige, leicht anrüchige „If I Told You Who It Was“ steuert Comedienne Minnie Pearl die unvermeidliche Pointe bei.

Nein, einen Originalitätspreis gewinnt „Out Among The Stars“ wahrlich nicht, doch die einzige Enttäuschung dieses bislang unter Verschluss gehaltenen Albums sind tatsächlich ’nur‘ die beiden von Johnny Cash selbst geschriebenen Songs. Auf knapp 40 Minuten erhält man dafür drei herausragende Duette, bissige Texte, heimelige Hymnen und typische Doppelbödigkeit. Irgendwo zwischen den großen Sun-Jahren und der legendären American-Ära hängt diese Platte zwischen den Zeiten und macht – Nostalgie hin oder her – vieles richtig.

Johnny Cash - Out Among The Stars

Out Among The Stars
VÖ: 21.03.2014
Legacy Recordings / Columbia Records (Sony Music)

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