Frank Carter & The Rattlesnakes – Dark Rainbow

Frank Carter & The Rattlesnakes
(c) Brian Rankin

Dieses Album hat sich angedeutet, auch wenn es die beiden Protagonisten selbst nicht wahrhaben wollten. Frank Carter und Dean Richardson blicken nicht gerne zurück, wenn sie Musik machen, legten zuletzt mit „Sticky“ sogar ein herrlich lautes, direktes Kleinod vor, durch wurde das Duo nunmehr von der Vergangenheit eingeholt. Für Frank Carter & The Rattlesnakes ging auf dem fünften Album die musikalische Öffnung weiter und wagte unter anderem einen Blick auf Ideen, die bisher nicht so recht reinpassen wollten. „Dark Rainbow“ verzichtet zudem auf Momentaufnahmen und bemüht sich stattdessen um Selbstreflexion, um Erinnerung und Dankbarkeit.

Bereits die Vorboten ließen erkennen, dass sich bei den Klapperschlangen etwas getan hat. Balladen mögen für die beiden Herren keine große Neuerung sein, doch klangen diese selten so ruhig und beseelt wie „Man Of The Hour“. Klar, der kraftvolle Refrain mit ordentlich Rock-Elan fährt doppelt und dreifach rein, doch trägt das Drumherum herrlich poppige Züge. Hingegen begeistert „Brambles“ mit seiner ominösen Präzision. Gekonnte Nervosität bereitet auf eine kurze, knappe Explosion vor, rundherum regiert feinsinniges Songwriting. Dieses Spiel mit Stimmungen und Erwartungen gelang selten so gut.

Ganz ohne dynamische Alternative-Rock-Exkurse geht es natürlich nicht. „Superstar“ beinhaltet ebenfalls nachdenkliche Momente, setzt zugleich unheimliche Kraft frei. Das dreckige und zugleich leicht funkige „American Spirit“ bietet hohen Unterhaltungswert. Kleinere Stop-and-Go-Anleihen, das unerwartete Piano-Break und eines der besten Riffs des gesamten Albums servieren Frank Carter & The Rattlesnakes in Reinkultur. Und dann ist da noch „A Dark Rainbow“, das fantastische Finale, das freilich erst ein paar Durchläufe braucht. Nicht zum ersten Mal nimmt das Duo dezente Southern-Gothic-Vibes auf und jagt damit kalte Schauer den Rücken hinab.

Tatsächlich muss man sich „Dark Rainbow“ erst erarbeiten, mehr als die bisherigen Werke von Frank Carter & The Rattlesnakes. Abermals lohnt sich das, vielleicht sogar mehr denn je. Dass Carter und Richardson bessere Musiker (und Sänger) geworden sind, sollte endgültig außer Frage stehen. Auch wenn diesem neuesten Streich der so vertraute Drive über weite Strecken fehlt, sind es doch die vielen feinsinnigen Momente, überraschenden Wendungen und gekonnt gesetzten Zwischentöne, die nachhaltig zu beeindrucken wissen. Große Melodien bleiben im Kopf, die ausgeprägte Liebe zum Detail und der hörbare Einfluss externer Produzenten lässt die Platte voluminöser, universeller erscheinen. Vielleicht wartet kein Topf Gold am Ende des Regenbogens, doch dafür ein weiteres musikalisches Highlight dieses Duos.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.01.2024
Erhältlich über: International Death Cult / AWAL Recordings (Membran)

Website: andtherattlesnakes.com
Facebook: www.facebook.com/frankcarterandtherattlesnakes