Hal Johnson – Seasons

Hal Johnson
(c) Simon Hölscher

Greve ist nicht groß genug für die Ideen von Hal Johnson. Das Quartett aus der Nähe von Münster bricht liebend gerne aus der Heimat aus und tourt durch ganz Europa. Seit der Gründung Ende 2015 brachte man es auf über 150 Shows, supportete unter anderem Death By Stereo und Not On Tour. Nach mehreren Kleinformaten ist nun die Zeit für das Debütalbum gekommen. „Seasons“ vereint kantigen Punk Rock mit einer kurzweiligen Portion Pop und thematisiert Sorgen und Ängste des Alltags sowie gesellschaftliches Chaos bei gleichzeitiger Hoffnung, nie mit den eigenen Problemen alleine sein zu müssen – das passt aktuell doppelt und dreifach.

Elf überaus unterhaltsame Kapitel docken unter anderem bei den Menzingers und Weezer an. So auch „Party Nights“: Binnen kürzester Zeit finden die knackigen Strophen zu einem kraftvollen Refrain, der sich prima mitsingen lässt. „Control“ hat die große Eingängigkeit ebenfalls für sich gepachtet, wenngleich mit etwas gemächlicheren Tönen im Chorus. Dieser gesetzte, dezentest melancholisch angehauchte Hauptteil zählt zu den Stärken der Band und taucht immer wieder auf. Die ungewöhnliche Blechbläser-Fanfare verwundert zunächst, hat allerdings Charme.

Hal Johnson überraschen immer wieder im Kleinen. Ihr „Home“ mit Unterstützung von Shoreline ist ein kurzweiliger Pop-Punk-Leckerbissen, während „Dream / Awake“ zwischen Schwermut und Aufbruchsstimmung pendelt. Von „Gang In Black“ geht ebenfalls einiges an Kraft und Elan aus – ein wunderbarer Rocker mit der richtigen Dosis Nachdenklichkeit und dem nächsten packenden Refrain. Das zunächst reduzierte Auftreten von „Stay With Me“ führt zu bewegenden Momenten, dann wird es laut und fast schon metallisch – ein furioses Finale, mit dem am ehesten noch der knackige Chorus von „Better“ mithalten kann.

Ihr Punk-Sound ist alles, nur nicht typisch: Auf „Seasons“ spielen Hal Johnson mit Melodie und Melancholie, mit Hoffnung und Sehnsüchten. Immer wieder nimmt das Quartett das Tempo heraus, baut behutsam auf, nimmt kurz Anlauf und schüttelt im Vorbeigehen eine großartige Hook aus dem Ärmel. Selbstverständlich mutet das äußerst vertraut an, aber – warum auch nicht? Hier legt eine Band, die ihre Hausaufgaben hörbar gemacht hat, einen mehr als packenden Einstand mit Suchtfaktor vor.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 17.04.2020
Erhältlich über: Uncle M Music

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