Smiling – Devour

Smiling
(c) Smiling

Als Smiling 2015 loslegten, hießen sie noch Annie Girl And The Flight. Das Projekt von Annie Shaw supportete unter anderem Against Me! und ging bereits 2016 ins Studio, um das Debütalbum live auf einem 16-Track-Analog-Tape aufzunehmen. Diverse Nachbearbeitungen, Umzüge und Pandemie-Verschiebungen stellten allredings die Geduld auf die Probe. Nun kommt das Projekt doch noch um die Ecke unter neuem Namen, aber mit zeitlosem Elan. Beißender Indie Rock, psychedelische Zwischentöne und eine kräftige Portion Shoegaze machen aus „Devour“ einen wilden und zugleich gefühlvollen Leckerbissen.

Hier kann jeder Song prima für sich stehen und findet doch auf wundersame Weise zusammen, so vielschichtig und trotzdem uniform gestalten sich diese knapp 40 Minuten. „Lighthouse“ fasst den Esprit der Platte zusammen mit lässig angeschlagenen Indie-Gitarren, obligatorischem Shoegaze-Schmäh und einem Hauch von Psychedelic im Abgang – forsch und doch tiefenentspannt, gefühlvoll und an der Grenze zum Manischen. Der Titelsong torpediert derlei Anwandlungen mit furioser Energie und einem Hauch von Punk. Ein mächtiges Riff treibt den Track voran, Shaw singt und schreit mit wachsender Begeisterung, die Hektik kommt gut.

Im Anschluss bemüht sich „FPS“ um das krasse Gegenteil, dehnt eine spannende Idee schier endlos aus und bemüht psychedelische Gaze-Loops, die sich immer weiter in Richtung Rauschzustand spielen. Die Klangschleifen dehnen sich aus und werden gleichzeitig enger – ein Rezept, das dem ähnlich ausführlichen Rausschmeißer „Duval Gardens“ ebenso wunderbar bekommt. Hier verwenden Smiling ordentlich Zeit für die Einleitung, dann wird es gemächlich und meditativ. „Forgetful Sam“ bringt das eine Halbzeit lang im Westentaschenformat aufs Tableau, dann sorgt die Distortion für kaputten Wahnsinn. Kaputt gibt sich auch „Strange Attractor“, direkt aus der noisigen Garage und über weite Strecken herrlich frontal, dennoch verwaschen. Als würden sich Death From Above 1979 durch den Katalog von My Bloody Valentine covern.

„Devour“ hat was von einem aggressiven, schäumenden Rauschzustand, der einfach nicht zu Ende gehen will. Smiling konnten ihren Einstand lange, lange Zeit reifen, wachsen und gedeihen lassen. Das macht sich bezahlt, denn der energische Esprit, der Punk aus der Garage ebenso mitnimmt wie gemächliche Traumreisen fernab von Raum und Zeit, bringt zahlreiche Ohrwürmer der angenehm ungeschliffenen Art mit. Im Endeffekt ist „Devour“ ein Album der Freude an der Musik, ein Produkt greifbarer Leidenschaft, und das Werk einer exzellenten, vielseitigen Stimme. Smiling möchte man gerne und unbedingt das Lächeln entgegnen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 06.08.2021
Erhältlich über: Rebel Wave Records (Bertus)

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