Maple & Rye – For Everything

Maple & Rye
(c) Emil Daniel

Schon wieder eine Folk-Band aus Schweden, möchte man sagen. Ist es die wunderschöne Natur? Sind es die zahlreichen Dichter und Denker, die selbst Mando Diao zu einer entsprechend gelagerten Platte inspirierten? Maple & Rye betonen die zentrale Rolle der emotionalen Ebene. Das Quartett aus der Metal-Hauptstadt Göteborg schreibt über eigene Gefühlswelten und lässt die Musik den Rest tun. Wohin die Reise geht, zeigt sich immer erst im Laufe des Songwritings, der Aufnahmen. „For Everything“ erweist sich als kurzweiliges Debütalbum zwischen Realität und Fantasiewelt.

Den vielleicht stärksten Song dieser Platte verstecken Maple & Rye zur Album-Mitte. „Con Of The Century“ packt sympathischen, gemütlichen Folk-Pop der eingängigen Indie-Sorte aus und erinnert damit an Of Monsters And Men – übrigens nicht zum letzten Mal auf diesem Einstand. Dieser Vergleich soll nicht stören, denn das Urverständnis für packende Melodien und vergnügliche Präsentation entwickelt sich zum Antriebsmotor von „For Everything“. „Lorelei“ fällt in eine ähnliche Kategorie – kurz, herzlich, dennoch nicht gänzlich unbeschwert. Ein doppelter Boden schleicht sich heran. Ist am Ende doch nicht alles eitel Sonnenschein?

Einige reduzierte, nachdenklichere Nummern zeigen die emotionale sowie musikalische Bandbreite des Quartetts. „Eldorado“ beschränkt sich über weite Teile auf das Minimum – Gesang, Harmonien und Gitarren, dazu ein wenig Percussion – und fährt damit mindestens so gut wie das erhabene, beinahe spirituelle und entfernt an frühe Mumford & Sons erinnernde „Rebel’s Run“. Schönheit steckt eben auch in Schwermut. Der Titelsong „For Everything“ springt dafür geradezu aus den Boxen, verwandelt sich im Laufe der viereinhalb Minuten gleich mehrfach und erweist sich als wohl komplettester Beitrag dieses Einstands.

„For Everything“ ist eine runde Sache, von vorne bis hinten. Man kauft Maple & Rye jeden einzelnen Song, jede Gefühlsregung ab. Eingängige, durchaus radiofreundliche Melodien finden sich in rauen Mengen, ohne auch nur im Geringsten auf Airplay zu schielen. Das Debütalbum der vier Schweden ist von Grund auf ehrlich, angenehm und sympathisch, gibt kräftige Umarmungen aus, tröstet, begleitet und feiert das Leben euphorisch. Ob Lagerfeuer, lauer Abend oder Wohlfühlpackung unter der Bettdecke: Maple & Rye haben die passende Platte für all das und noch viel mehr am Start.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 29.05.2020
Erhältlich über: Icons Creaing Evil Art (Broken Silence)

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