Freedom Call – Silver Romance

Freedom Call
(c) Patrick Eiserbeck

Ganze 25 Jahre ist es schon wieder her, dass das Debütalbum „Stairway To Fairyland“ der Nürnberger Gute Laune-Metaller von Freedom Call erschienen ist. Für viele Liebhaber der härteren Kost war die Truppe um Sänger Chris Bay mit ihrem fröhlich-hymnischem keyboardlastigen Sound zwar schon immer das Musterbeispiel für die These, dass Power Metal-Songs ja eigentlich nur verkappte Kinderlieder seien. Von derlei Kritik hat sich die Band glücklicherweise nie aus der Bahn werfen lassen, sondern es sogar geschafft, ihr eigenes Image ironisch zu erhöhen und zu brechen, was sich auch gut am Cover ihres nun elften Albums „Silver Romance“ zeigt. Regenbogen, Kristalle, Drachen, verwunsche Landschaften am Horizont – kitschiger geht es wirklich nicht. Ob das wohl auch für die Songs der Scheibe gilt?

Tatsächlich bieten Freedom Call dem geneigten Hörer erst mal genau das, was die grafische Umhüllung verspricht und viele Fans auch sehnlichst erwarten. Gleich der Titelsong und Opener „Silver Romance“ bietet die volle Dosis keyboardunterlegten hochmelodischen Power Metals mit der gewissen Extraportion Kitsch. Noch extremer fällt dies bei der Bandhymne „Symphony Of Avalon“ aus. Hier übertreiben es Freedom Call dann aber doch etwas mit Eingängigkeit und Zuckerguss, doch wenn man sich einen breit grinsenden Chris Bay live auf der Bühne vorstellt, wie er voller Inbrust „We Are Freedom Call“ schmettert, kann man der Truppe kaum böse sein.

Zumal die Band beweist, dass ein guter Freedom Call-Song nicht immer übertrieben fröhlich ausfallen muss – nachzuhören sowohl beim am Gamma Ray erinnernden Uptempo-Ohrwurm „Infinity“ als auch beim zwar symphonischen und bombastischen, von der Melodieführung für Freedom Call aber ungewohnt düsteren „Distant Horizon“. Das stampfende „Big Bang Universe“ mutet in den Strophen gar richtig melancholisch an, während der hymnische Refrain wieder sofort erkennen lässt, welche Band hier gerade musiziert – definitv ein Highlight des Albums. Gleiches gilt für den ziemlich elegisch anmutenden Midtempo-Kracher „Blue Giant“. Beim rockigen „Out Of Space“ beweisen Freedom Call außerdem, dass man sich musikalisch durchaus am 90er-Hit „Narcotic“ orientieren kann, ohne ihn plump zu kopieren.

Leider enthält das Album aber auch ein paar Lowlights, zu den man neben oben bereits erwähntem „Symphony Of Avalon“ leider auch das recht belanglose „New Haven“ und den schlicht und einfach zu seichten Beinahe-Popsong „High Above“ zählen, doch glücklicherweise endet das Album sehr versöhnlich mit der tollen Happy Metal-Hymne „Metal Generation“. Freedom Call ergänzen ihre bisherige Diskographie somit um ein durchaus gutklassiges und erstaunlich abwechslungsreiches neues Album. Kitsch hin, Image her, Freedom Call wissen einfach, wie man eingängigen hymnischen Power Metal ordentlich zelebriert und liefern ganau das ab, wonach sich die meisten Fans sehnen – ab dem 09. Mai 2024 auch wieder live auf der Bühne.

Wertung: 3,5/5

Erhältlich ab: 10.05.2024
Erhältlich über: Steamhammer (SPV)

Website: freedom-call.net
Facebook: www.facebook.com/FreedomCallOfficial