Rolling Blackouts Coastal Fever – Sideways To New Italy

Rolling Blackouts Coastal Fever
(c) Peter Ryle

Nach ihrem starken Debütalbum melden sich Rolling Blackouts Coastal Fever – fast auf den Tag genau zwei Jahre später – wieder zurück. Zwar war es prima, im Rahmen ausgiebiger Tour-Aktivitäten die Welt zu sehen, doch fühlten sich die Australier verloren. Anstatt daran zu verzweifeln, schrieb das Quintett hoffnungsvolle Songs, auf die man sich stützen kann, die wieder aufrichten und zugleich das Idyll der Heimat und der Liebe suchen. „Sideways To New Italy“ – inspiriert von einem australischen Dorf, das im späten 19. Jahrhundert von venezianischen Einwanderern errichtet wurde – befasst sich mit der Suche nach dem eigenen Platz in der Welt.

Insgesamt klingen die neuen Tracks eine Spur eingängiger und poppiger, ohne den angenehm kantigen und doch harmonischen Blackouts-Sound des Debüts zu vernachlässigen. Das intensive, von Aufbruchsstimmung und Optimismus durchzogene „She’s There“ spielt vorne mit – ein formidables Stück Gitarren-Pop, mehreren Häutungen unterzogen, etwas widerspenstig und doch harmonisch. „Cars In Space“ zeigt die Australier von ihrer hibbeligen, leicht nervösen Seite. Die Rhythmusabteilung fliegt förmlich durch das Arrangement, während die Gitarren mit Math-artigen Riffs und flirrenden Melodien spielen – ein grandioser Exkurs.

„Sideways To New Italy“ ist ebenso eine Platte der ruhigen Momente. „Sunglasses At The Wedding“ ruht in sich, ein Easy-Listening-Rock-Track mit soften Untertönen und viel Gefühl. „Falling Thunder“ schlägt hingegen die Brücke zu den eingängigen Rockern, wirkt tiefenentspannt und brennt sich dennoch sofort ein. Die vielleicht beste Gesangsmelodie dieses Albums taucht im Refrain auf, ein gemächlicher Engtanz um das reduzierte Arrangement entwickelt sich. Das angenehm sommerliche „The Only One“ riecht hingegen nach Fahrten mit offenem Verdeck, nach lauen Nächten mit guten Freunden und zwinkerndem Abstand.

Gesteigertes Harmoniebedürfnis trifft auf kleine Indie-Hits: Über weite Strecken setzen Rolling Blackouts Coastal Fever ihren Weg fort, bloß eine Spur eingängiger und poppiger. Der Musik gewordene Fels in der seelischen Brandung legt neue Songwriting-Aspekte des australischen Fünfers frei, die zwingenden Wellenbrecher fehlen erst einmal. Beim zweiten Hinhören zeigt sich dafür die eindrucksvolle, atemberaubende Schönheit dieser neuen Platte. Frischer Ansatz, gleicher Effekt: Mit „Sideways To New Italy“ setzen Rolling Blackouts Coastal Fever ihren Weg als Indie-Hopefuls gekonnt fort.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 05.06.2020
Erhältlich über: Sub Pop Records (Cargo Records)

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