Rolling Blackouts Coastal Fever – Endless Rooms

Rolling Blackouts Coastal Fever
(c) Kane Hibberd

In einem kurzen Zeitfenster der Freiheit zogen sich Rolling Blackouts Coastal Fever in ein kleines Haus nördlich von Melbourne zurück, das in den 70er Jahren von der Großfamilie der Russo-Brüder Tom (Gesang, Gitarre) und Joe (Bass) erbaut worden war. Die zwölf Tracks für das neue Album nahmen den Esprit dieses Orts an und so entschied sich das Quartett, dort gleich aufzunehmen, erstmals sogar komplett selbst zu produzieren. „Endless Rooms“ beschreibt nich nur die Gegebenheiten des Hauses, sondern zeugt zugleich vom vielfältigsten Werk der Australier bis dato.

Dabei geht es noch recht hibbelig und energiegeladen los. „Tidal River“ überrascht mit Dissonanzen, die ein wenig in Richtung Post Punk schielen, ohne den eigenen Indie-Sound komplett zu verlassen. Eine wilde Ausgelassenheit liegt in der Luft, die markanten Gitarren bleiben sofort hängen. Auch „The Way It Shatters“ zeugt von nervöser Energie, verfügt über ordentlich Drive und tanzbare Energie. Ähnliche Vehemenz strahlt „Vanishing Dots“ aus, bloß auf zurückgenommene Weise. Hier geht nichts durch die Decke, hier konkurriert Explosivität mit verwaschenen Wave- und Gaze-Klängen, die doch so wirken, als hätten die Blackouts immer schon so geklungen.

Je länger die Platte dauert, desto mehr versuchen die Australier. Das überlange „Dive Deep“ ist gleichzeitig schräg und harmoniebedürftig, möchte ausbrechen und nimmt sich trotzdem für witzige Harmonien zurück. „Saw You At The Eastern Beach“ ist fluffig und dringlich zugleich, eine Art Gaze-Punk-Suche nach der richtigen Stimmung. In „Caught Low“ geht es hingegen um Tiefenentspannung. Poppige Momente finden sich auf dieser neuen Platte in reichlicher Zahl, und dieser butterweiche, sympathische Song hat mehr als genug davon. Ähnliches spielt sich in „Bounce Off The Bottom“ ab, das zugleich den Indie-Bogen zu den bisherigen Alben schlägt. Das gelingt prima.

Mit Herz und Augenmaß ans Ziel: Rolling Blackouts Coastal Fever treten keinesfalls auf der Stelle, übertreiben aber auch nicht mit ihren Veränderungen. Gewisse Einschnitte fallen deutlich aus, kommen aber keinesfalls aus heiterem Himmel: „Endless Rooms“ ist eine über weite Strecken logische Entwicklung sowie frisches Verständnis für andere Wege zu gleichen Teilen. Der herzhafte Indie-Charme bleibt erhalten, wird von Tanzbarkeit, greifbarem Gefühl, legerer Attitüde, Dringlichkeit und Gemütlichkeit begleitet. Mehr von allem, dazu weiterhin gute Songs und eine hörbar gute Zeit in allen zwölf Kapiteln: Rolling Blackouts Coastal Fever machen abermals alles richtig.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 06.05.2022
Erhältlich über: Sub Pop Records (Cargo Records)

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