The Darkness – Motorheart

The Darkness
(c) Simon Emmet

Sie gingen mit ihrem Debütalbum durch die Decke, implodierten wenig später und kehrten mehr als souverän zurück: Längst konnten The Darkness die Achterbahnfahrt der Gefühle hinter sich lassen. Seit ihrem Comeback 2011 veröffentlichen die Briten durch die Bank gutklassige Alben zwischen Hard- und Glam Rock, eingängig, übertrieben und zugleich richtig gut gemacht. Ein solches landet auch jetzt, insgesamt zum siebten Mal. „Motorheart“ ist einem hingebungsvollen Sexroboter gewidmet, und damit sollte eigentlich schon alles zu dieser Platte gesagt sein.

Natürlich lebt und atmet das Quartett die Übertreibung der 70s und 80s, mit einer kräftigen Portion Humor gestreckt. Dabei wird das kurzweilige Songwriting gerne übersehen. Und das kann tatsächlich an den Überraschungserfolg des Erstlings anknüpfen. Der Titelsong „Motorheart“ bringt The Darkness im Jahr 2021 auf den Punkt: heavy, facettenreich, catchy as fuck. Wuchtige Klangwände treffen auf die ikonische Fistelstimme von Justin Hawkins, die schroffen Untertöne schielen kurz in metallische Gefilde, dann folgt ein knackiger Refrain zum Niederknien. Natürlich dreht die Soloarbeit komplett am Rad und überschlägt sich selbst.

Das liest sich vielleicht nicht gerade frisch, macht aber Laune. Ähnliches versucht „Nobody Can See Me Cry“, das zwischen Riff-Power und Post-Glam-Hymne pendelt. Der Auftakt „Welcome Tae Glasgae“ tritt mit Dudelsack und schlechter Dialekt-Imitation prima auf ein paar Zehen und ist dabei urkomisch. Hingegen zeigt „Sticky Situations“, dass The Darkness auch in balladesken Gefilden prima sind. „Speed Of The Nite Time“ täuscht dort an, humpelt kurz Richtung Prog und rumpelt schließlich durch die 80er Jahre. Mit dem wunderbar überdrehten, fast schon angepunkten „It’s Love, Jim“ hat das Quartett zudem eine echte Granate für die (hoffentlich) kommenden Live-Shows an Bord.

The Darkness melden sich in bestechender Form zurück, das kann man endlich wieder unironisch sagen. Zeigte die Formkurve auf den letzten Platten bereits sukzessive, wenn auch noch vorsichtig, nach oben, so erhält „Motorheart“ endlich wieder jene Landeerlaubnis, die das Debütalbum vor 18 Jahren zum Welthit machte. Neun durch die Bank unterhaltsame Songs – die Deluxe-Auflage hält noch ein paar weitere Tracks bereit – profitieren von knackiger Produktion, starkem Songwriting und einer mehr als spielfreudigen Band. Was für eine erfrischende Überraschung.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 19.11.2021
Erhältlich über: Cooking Vinyl (Indigo)

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