Kicker Dibs – Vagabund

Kicker Dibs
(c) Tobias Schult

Seit geraumer Zeit geistert der Name Kicker Dibs umher, begleitet von mehreren tollen Singles mit sympathischen Texten. Die Berliner setzen auf Wohlfühl-Indie-Klänge zwischen Pop und Rock mit verschmitztem Lokalkolorit und globaler Klasse. Ihr erstes Album nahmen sie im ehemaligen WG-Bungalow auf, ein Wohnzimmer mit 60s-Flair wurde kurzum zum Studio umfunktioniert. Nun steht „Vagabund“ in den Startlöchern, kurz und bündig. Denn: 23 Minuten sind wirklich kurz, reichen aber vollkommen, um alles zu sagen.

Die Aufbruchsstimmung des Openers „Vagabund“ – die Summe der einzelnen Titeltrack-Teile passt prima zusammen – vermittelt sofort beste Laune. Niki Nubels angenehme, zugleich kraftvolle Stimme treibt an, der schlichte, aber hochgradig effektive Uptempo-Rhythmus schlägt ein. Gewisse Erinnerungen an Hi! Spencer werden wach, freilich nicht die schlechteste Referenz. Ähnlich schmissig zeigt sich „Jacky“, das mal eben einen der besten Refrains der Platte aus dem Ärmel schüttelt und gleich ein paar spanische Zeilen einstreut – Kunststück, schließlich wurde der Song im andalusischen Motril während eines Trips nach Spanien eingespielt.

Ruhige Momente liegen Kicker Dibs ebenfalls. Ihr „Schmetterlinge“ breitet die sprichwörtlichen Flügel gemächlich aus, kokettiert geschickt mit eingängigem Understatement und zeigt sich mindestens so unterhaltsam wie das nachdenkliche, dennoch herrlich blubbernde „Draußen regnet’s“, das so ein bisschen neuere Alex Mofa Gang einstreut und eine angenehm verschrobene Melodie aus den Tasten kratzt. Das fieberhafte, gleichzeitig tanzbare und schwermütige „Internet kaputt“ zerrt hingegen von Extrem zu Extrem. Etwas Bedrückung, etwas Kampfansage, ganz viel Unruhe dazwischen – ein unerwartet effektiver Mix.

Natürlich ist „Vagabund“ viel zu schnell vorbei, diese Erkenntnis kommt nun wirklich nicht überraschend. Tatsächlich machen Kicker Dibs in aller Kürze Lust auf viel, viel mehr, denn hier passt so ziemlich alles zusammen. Große Melodien, sympathische Texte und hörbar gute Stimmung tragen die Berliner durch acht Indie-Rohdiamanten, die eine gewaltige Zukunft andeuten. Kicker Dibs haben das Zeug zum ganz großen Wurf mit einem Auge auf die (jungen) Veteranen, wie Madsen und sogar Selig, ziehen immer ihr eigenes Ding durch. Von diesem Trio wird man hoffentlich noch viel hören.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.05.2021
Erhältlich über: Kicker Dibs Records

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