The Vaccines – Back In Love City

The Vaccines
(c) Frank Fieber

Der Urknall aus der Garage hat bereits knapp elf Jahre auf dem Buckel. Mit „Wreckin‘ Bar (Ra Ra Ra)“ begann der unvermeidliche Aufstieg von The Vaccines, vier vielschichtige Alben sollten folgen. Nach „Combat Sports“ musste man sich erst einmal neu orientieren, die Aufnahmen gestalteten sich besonders mühevoll. Sänger Justin Young und Multi-Instrumentalist Timothy Lanham fanden im Nebenprojekt Halloween frische Energie, dann zog Young für das Songwriting nach Los Angeles. In El Paso stieß der Rest der Band dazu, bereits Anfang 2020 war „Back In Love City“ fertiggestellt. Und das zeigt die Vaccines eine kräftige Portion poppiger und lebenslustiger.

Gemeinsam mit Daniel Ledinsky, der unter anderem Rihanna und TV On The Radio produzierte, ging es in eine futuristische Stadt, in eine komplett neue Welt. Somit gibt der eröffnende Titelsong „Back In Love City“ in vielerlei Hinsicht den Takt vor. Von den grandiosen Lyrics („I drink to drown my sorrows but they always learn to swim“) über den tanzbaren Sound mit Dance-Pop- und Disco-Anleihen bis zur Vorstellung des post-urbanen Settings ist alles dabei. „Headphones Baby“ schlägt die Brücke zu alten und neuen Vaccines mit Dancefloor-Hibbeligkeit und kurzweiligem Gitarrenrock. Dazu lässt es sich prima bewegen, ohne die Fans der früheren Platten komplett zu vergraulen.

Fortan hängt diese Platte wunderbar zwischen den Welten. Der zwingende, forsche Rocker „Peoples‘ Republic Of Desire“ brennt sich sofort ein, denn trotz synthetischer Untertöne gibt sich das Quintett forsch und verschwitzt. Stellenweise klopft man sogar bei Maximo Park an. Für „El Paso“ bemüht man sich hingegen um semi-technoide Lässigkeit und Wave-Elan, irgendwo zwischen den beiden neuesten Killers-Alben platziert. Das Spiel mit musikalischen Extremen und Widersprüchen bekommt den Vaccines prima und wirft Perlen wie das understatete, smoothe „Heart Land“, das zwingende und hibbelige „Alone Star“ oder das forsche, leicht angepunkte „XCT“ ab.

Zugegebenermaßen muss man sich zu einem gewissen Grad von den Erwartungen an The Vaccines verabschieden. Der klassische Retro-Rock zwischen Garage und Indie kommt zumeist nur mehr am Rande vor. Disco, Dancefloor, Smoothness und sogar ein wenig Americana rücken vermehrt in den Mittelpunkt des Geschehens, was aber keinesfalls stören soll. Die Briten bleiben richtig gute Songwriter und wissen einen Produzenten im Rücken, der sie bei ihren teils unerwarteten, letztlich aber kurzweiligen Ausflügen in ihre verwaschene Neon-Stadt tatkräftig unterstützt. In dieser Form darf es gerne zurück in die sagenumwobene Love City gehen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.09.2021
Erhältlich über: Super Easy Records (Rough Trade)

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