Alfie Templeman – Mellow Moon

Alfie Templeman
(c) Lillie Eiger

Im Teenageralter tauchte Alfie Templeman mit seinen EPs gefühlt aus dem Nirgendwo auf und erzeugte sofort einen Mini-Hype um seine sympathischen Songs, die sich irgendwo zwischen Declan McKenna, Los Retros und Dayglow ein Plätzchen suchten. Die Pandemie setzte dem jungen Briten ordentlich zu, aufgrund einer Atemwegserkrankung musste er sich isolieren, hatte mit seiner mentalen Gesundheit zu kämpfen. Aus dem anfänglichen Versteckspiel wurden selbstbewusste neue Songs, die jetzt in einem ersten Album münden. „Mellow Moon“ bestätigt die Vorschusslorbeeren mit sympathischer Lässigkeit, die man einem 19jährigen eigentlich nicht zutrauen würde.

Songs wie „3D Feelings“ bleiben sofort hängen. Templeman holt sich Elemente verschiedenster Stile und bastelt daraus frische Collagen, die irgendwo zwischen Pop und Rock, Indie und Radio im Ohr bleiben. So auch in diesem Fall – tanzbar und beatesk, dank locker angeschlagener Gitarre angenehm verspielt und Indie-lastig. „Candyfloss“ verstärkt den Pop-Elan mit Energie und Spielfreude, erkennt aber zugleich, dass keinesfalls alles Gold ist, was glänzt. Eine gewisse Jenseitigkeit simmert unter der mächtigen Melodie mit und hält den jungen Protagonisten am ernsten Boden.

Templeman setzt sich offensiv mit seinen Angstzuständen auseinander, verwandelt diese in bewegende Introspektiven, wie „Take Some Time Away“. Hier nimmt er sich eine kleine Auszeit vom Leben, um sich wieder zu ordnen, begleitet von einem HipHop-Beat und einer Melange aus Jangle, Soft Rock und Bedroom-Pop. Ähnlich bunt zeigt sich „Broken“, ein sommerlicher und doch entschlackter Tanzflächenfüller in spe, der Bodenständigkeit gegen den musikalisch angedeuteten Hedonismus antreten lässt. Das reduzierte, gefühlvolle „Just Below The Above“ erinnert hingegen zeitweise an Jonathan Jeremiah und stellt eine weitere spannende Facette des jungen Künstlers vor.

Das (noch) jugendliche Alter trügt: Alfie Templeman ist ein exzellenter Songwriter, der sich einen überaus vielschichtigen Sound zusammengekleistert hat. „Mellow Moon“ erweist sich als zeitlose Platte, die in vielerlei Hinsicht im Hier und Jetzt verankert ist, zugleich unzählige Retro-Elemente und -Konzepte mitnimmt, weit jenseits etwaiger Pop- und Rock-Grenzen. Gemeinsam mit allen möglichen Co-Songwritern, darunter Justin Young von The Vaccines, entstand ein von vorne bis hinten mehr als nur unterhaltsamer Auftakt mit ausgereiften Perlen und wundervoller Ehrlichkeit. Hier reift ein fantastischer Musiker heran.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.05.2022
Erhältlich über: Chess Club Records / AWAL Recordings (Rough Trade)

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