Please Madame – Angry Boys, Angry Girls

Ein neues Album von Please Madame ist stets ein Grund zum Feiern, selbst wenn dieses von Wut unterspült wird. Wobei, so ganz kann man das nicht stehen lassen, denn das Salzburger Quartett verschreiben sich dem schöpferischen Charakter dieser Emotion, die – richtig kanalisiert und bewusst eingesetzt – zum Motor für Veränderungen werden kann. Musikalisch blieben sich die Salzburger treu und bemühen sich um poppigen Indie Rock, der noch vielfältiger strahlt. Seit 2019 arbeiteten sie an ihrem dritten Album „Angry Boys, Angry Girls“, nun ist die Zeit dafür endlich gekommen.
Auf den ersten Blick hat sich wenig getan. Der Sound wirkt vertraut in all seinen Varianten, bloß eine Spur kompakter, fokussierter und spielfreudiger. „Same Again“ bringt das prima auf den Punkt, zeigt sich in seiner tanzbaren Leichtigkeit funky und findet deutliche Worte, wenn es sein muss. Das geht ins Ohr und ins Hirn zugleich. Please Madame beherrschen zudem die balladesken Töne und finden in „Troubles (When We Collide)“ zu bewegenden Momenten, fernab jeglicher Schmalzattacke. Große Gefühle treffen auf sympathische Instrumentierung und einen Refrain, der gekonnt alles 1G-umarmt.
Fortan entwickelt sich ein kleiner Hitreigen, so unaufdringlich wie unterhaltsam. „Wildest Dreams“ klingt zugleich sommerlich und melancholisch, „Shadows“ ist eine zwingende Indie-Pop/Rock-Perle mit feinsinnigem Chorus und „Swim“ spielt mit der angedeuteten Erhöhung der Schlagzahl, die sich letztlich in Harmoniebedürfnis auflöst. Zum Abschluss gibt sich „In Honesty“ abermals aufwühlend, zurückgenommen und doch irgendwie forsch – ein wunderbar zurückgenommenes Stück, das im entscheidenden Moment dennoch – fast unauffällig – nach vorne geht.
Auch das ist die große Kunst von Please Madame, die gerne mal energisch und doch entspannt klingen, mit Bedacht gewählte Worte in eingängige Töne kleiden. Und so macht „Angry Boys, Angry Girls“ souverän weiter, wo „Young Understanding“ vor knapp dreieinhalb Jahren aufhörte. Durch die Bank kurzweilige Songs mit packenden Momenten und Cleverness, die nie überheblich oder gar schleimig wirkt, legen die Grundstein für die nächste spannende Platte der Salzburger. Wunderbare Musik von grundsympathischen Menschen, die im Ohr und im Herzen bleibt – an dieser Band kommt man nicht so leicht vorbei. Gut so.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 10.09.2021
Erhältlich über: Kleio Records (Rough Trade)
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