The Clockworks – Exit Strategy

The Clockworks
(c) Oscar J. Ryan

Sind die Zeiten der großen The-Bands eigentlich schon vorbei? Zumindest The Clockworks hat offenkundig niemand etwas davon gesagt, wobei das im irischen Galway gegründete und nunmehr in London ansässige Quartett von etwaiger Hype-Presse herzlich wenig hält. Nach einigen gefeierten Singles nahm man das erste Album mit Produzenten-Veteran und Ex-Suede-Gitarrist Bernard Butler auf, unter anderem in den legendären Abbey Road Studios, nur um das Ergebnis in Eigenregie zu veröffentlichen. „Exit Strategy“ verbindet Indie, Alternative, Pop, Rock und Post Punk mit einer nostalgisch angehauchten Konzeptplatte voller spannender Figuren mit einem Protagonisten, der von Galway noch London zieht. Welch Zufall.

Jeglicher Anflug von Zynismus ist jedoch unberechtigt, denn diese 13 Songs überzeugen von vorne bis hinten mit Retro-Chic, der zu jeder Zeit im Hier und Jetzt verhaftet ist. Das packende „Bills And Pills“, einer der ersten Tracks der Bandgeschichte, macht in 136 Sekunden alles flach. Post-Punk-Einflüsse kommen deutlich hervor, ebenfalls dezente Noir-Alternative-Qualitäten. Der Brückenschlag zwischen 80ern und 90ern gelingt auch in Songs wie „Modern City Living (All We Are)“, die herrliche Schwere mit luftigem Pop-Appeal vermengen. Britpop-Stilisierungen kollidieren mit handfestem Rock, während die konsequente, semi-balladeske Entschleunigung von „Westway“ wunderbar an die ruhigeren Momente früher The Vaccines im Geiste des Rock’n’Roll erinnert.

Erstaunlich ist die Hit-Dichte dieses Einstands, der ohne ein Gramm Fett zu viel auskommt. Entspannt und doch beschwingt gibt sich beispielsweise „Danny’s Working Like A Dog“, das zugleich meditativ und forsch wirkt, speziell im herrlich aufbrausenden Schlussakt. Dicke Gitarren statten „Enough Is Never Enough“ aus, von Post-Punk-Schwerfälligkeit und entfremdeter Tanzbarkeit begleitet. Im Vergleich dazu trägt das eröffnende „Death And Entrances“ Post-Rock-Qualitäten in sich mit dem behutsamen Aufbau und der feinsinnigen Fanfare. Stark ist auch „Advertise Me“, das unter anderem bei Supergrass und früheren Arctic Monkeys andockt, dennoch unverkennbar die stilsichere Handschrift der Clockworks trägt.

Und die legt den Grundstein für fantastische Songs. In dieser Dreiviertelstunde findet sich nicht der Hauch eines Durchhängers, während das in London ansässige Quartett das musikalische Erbe der 80er und 90er neu zusammensetzt. „Exit Strategy“ ist ein Statement von einem Einstand, dem man sich nicht entziehen kann. The Clockworks schreiben Hits, die keine sein wollen, brennen sich mit ihren Melodien und Riffs ein, und finden bei allen vertrauten Referenzen einen ureigenen Ansatz, der noch dazu voller kleiner Perlen und funkelnder Diamanten ist. Mit diesem Debüt steht ihnen eine mehr als goldene Zukunft bevor.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 10.11.2023
Erhältlich über: Life And Times Recordings (Rough Trade)

Website: www.theclockworks.band
Facebook: www.facebook.com/theclockdoesntwork