Salvation Jayne – A Mouthful Of Magnificent Spite

Salvation Jayne
(c) SJ London

Eine der interessantesten britischen Newcomer-Bands der jüngeren Vergangenheit wagt sich endlich an ihr erstes Album. Seit zwei Jahren veröffentlicht das Quintett knackige Alternative-Rock-Singles zwischen wuchtiger Heavyness, dicken Melodien und klaren Ansagen. Narzissten, Kontrollfreaks, Manipulatoren und toxische Beziehungen werden von den Musiker*innen mit Anlauf ins Visier genommen, begleitet von deutlichem Mental-Health-Fokus. Dazu passt auch der Titel des Debüts: „A Mouthful Of Magnificent Spite“ hält gleich mehrere Spiegel vor.

Im Titelsong nehmen sich Salvation Jayne ungustiöse Zeitgenossen zur Brust. Konstruktive Kritik ist gut, wer aber zu allem allen eine Meinung aufs Auge drücken muss, kann abziehen. Der wunderbar gedrungene Midtempo-Track ist hymnisch, drastisch und mitreißend. Chess Smith schraubt sich stellenweise in höchste Höhen, was ihr gut bekommt. Die Schwerfälligkeit des Openers „Apathetic Apologies“ trifft schnell auf eine erfrischende Hook mit Pop-Punk-Einschlag – ein populäres Rezept auf diesem Erstling und willkommener Gegenentwurf zu den besungenen Angstzuständen.

Abwechslungsreichtum liegt dem Quintett. Forsche, direkte Nummern wie „I Am Simply Not What You Thought“ bringen sogar ein wenig Paramore aufs Tableau, in „Violent Silence“ kommen Punk und Wave in den Mixer, während das überlänge Finale „Poveglia“ mit ruhigen Momenten befasst ist. Die Liebesgeschichte zweier depressiver Menschen, die auf der titelgebenden Insel vor Venedig ihre gemeinsame Heimat finden, berührt auf allen Ebenen. In „Diadem“ schwingt hingegen etwas Galle mit, die Riffs drängen sogar in metallische Gefilde, der Basslauf dockt an Post-Grunge an – ein starkes, mitreißendes Wechselbad der Gefühle.

Thematisch und musikalisch wollen – und geben – Salvation Jayne alles. 52 ausdauernde Minuten gehen an Alternative-Rock-Grenzen, drohen zu überfordern, passend zur zentralen Mental-Health-Thematik. Atempausen finden sich nur selten, Interludes und Skits halten die Platte zusammen, werden rund um mächtige Hooks und beißende Riffs geschneidert. Die Brit*innen landen mit ihrem Einstand einen hymnischen und zugleich aufwühlenden Volltreffer, der die bestechende Form der bisherigen Singles gekonnt bestätigt. Hier braut sich tatsächlich Großes zusammen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.02.2022
Erhältlich über: Eigenvertrieb

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