Go Go Gazelle – Instinkte

Go Go Gazelle
(c) Sonja Möller / Konzertsucht

Dämmerschlaf? Nicht mit Go Go Gazelle! Ihren Erstling veröffentlichten die Augsburger am Anfang der Pandemie, mit den erhofften Live-Aktivitäten ging leider nicht ganz so viel. Während die Kulturszene kämpft, schloss sich das Trio im Proberaum ein, um Negativschlagzeilen mit schmissiger Kreativität zu begegnen. „Instinkte“ denkt den Punk-, Indie- und Folk-Ansatz mit Elan weiter, wagt musikalisch noch etwas mehr und schreibt weiterhin kleine Hits, die förmlich nach der Bühne schreien. Und das wird auch irgendwann wieder passieren.

Bis dahin muss man mit der Studioversion Vorlieb nehmen, was allerdings vollkommen in Ordnung geht. „Gesetz der Natur“ eröffnet souverän und kurzweilig mit Biss und Schmiss. Die Lässigkeit des Debüts ist auch hier wieder voll am Start, angenehme Indie- und Folk-Untertöne kleiden den Song entsprechend aus, der mehrstimmige Refrain geht sofort ins Ohr. „Keine Kohle kein Hund“ mit Guido von den Donots ist gleichzeitig hymnisch und rotzig, ein kurzweiliges Exemplar mit ganz kräftigem Augenzwinkern und angenehm räudiger Attitüde.

Das lässige „Saturday Night Fever Schützenheim“ hat nicht nur einen fantastischen Titel, sondern geht mit seinem dezent wavigem Indie-Style sofort ins Ohr. Die leichte, ruppige Verschärfung in der zweiten Hälfte kommt stark. Davor wartet mit „Schick & lässig“ eine Auseinandersetzung mit dem pandemischen Leben, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. „Eule im Nachtbus“ spannt den Bogen zu poppigen Chören mit Gefühl und Drive, „Bis der Sturm vorbei ist“ ist ein wunderbar direkter Punk-Rocker und „Seltsame Blüten“ versucht sich sogar an Off-Beat mit starkem Ergebnis.

„Instinkte“ meistert die Hürde des zweiten Albums mit Bravour, nur eineinhalb Jahre nach dem bereits kurzweiligen Debüt. Es ist eine Platte der logischen Weiterentwicklungen, des Aufbaus auf nunmehr vertrauten Tugenden. Noch eine Prise mehr Tiefgang sowie stilistische Vielfalt, die sogar in klassischere Indie-Gefilde mit Pop-Anteilen reicht, bekommen Go Go Gazelle richtig gut. Beste Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Minute, starkes Songwriting, kurzweilige Melodien und clevere Lyrics – die Mischung stimmt und bestätigen den Eindruck einer starken Band, die so richtig groß werden kann. Und soll.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 11.02.2022
Erhältlich über: Gute Laune Entertainment (The Orchard)

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