Entropy – Death Spell

Entropy
(c) André Kleine-Wilke

Ihr erstes Album war ein kleiner Leckerbissen, nun wird nachgelegt: Entropy debütierten vor zwei Jahren auf „Liminal“ mehr als erfolgreich mit ihrem nostalgischen und doch fest im Hier und Jetzt verankerten Sound. Irgendwo zwischen Indie, Alternative, Noise, Punk und Shoegaze steckte Hans Frese sein Territorium ab und ließ die Emo-Vergangenheit zumindest teilweise hinter sich. Nun folgt eine kleine EP hinterher, welche letzte metallische Untertöne austreibt und sich dem vollkommenen Schwelgen hingibt. „Death Spell“ tankt sich in drei Kapiteln durch die (frühen) 90er.

Der Titelsong bettet sogleich auf warmen und doch treibenden Schwingen, die im besten Sinne an Helmet erinnern – wuchtig, von knackigen Drums begleitet und einer steten Unruhe umweht. Dem gegenüber stehen die in sich ruhenden Vocals mit dezentem Emo-Einschlag sowie einzelne Gaze-Riffs. In der widersprüchlichen Atmosphäre entsteht Großes. Das gilt auch für „Cthulhucene“, das sogleich mit der angepunkten Tür ins Haus fällt und sich atemlos durch den Track tankt. Abermals schwingt das Fundament fluffig mit, darunter liegt eine dicke Alternative-Hymne. Dick ist auch „Unrelenting“, in gleich mehrfacher Hinsicht. Da wäre die stolze Spielzeit von sechs Minuten, die Entropy viel Raum zur freien Entfaltung gibt. Das gedrungene Tempo dringt tiefer denn je in Gaze- und sogar (Post-)Grunge-Gefilde ein, rückt die noisige Nervosität etwas in den Hintergrund und knistert doch an jeder Ecke – wie Nothing in ihrer Übergangsphase, unfassbar mächtig und zugleich so zart.

Wer „Liminal“ mochte, wird „Death Spell“ lieben. Mehr noch: Wer guten Rock mag, ist hier voll und ganz richtig. Die ruppige Fluffigkeit von Entropy gestaltet sich so und so überaus spannend und eigentümlich, wird weiter auf die Spitze getrieben und zugleich entschlackt. Zwischen greifbarer Unruhe und unwiderstehlicher Eingängigkeit bäumt sich ein willkommener Batzen Revivalism auf, der dennoch wunderbar zeitlos anmutet. Entropy schreiben weiterhin fantastische, packende Tracks, die weit geöffnete Türen mit wachsender Begeisterung einrennen und es sich dahinter erst einmal gemütlich machen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 29.07.2022
Erhältlich über: Crazysane Records (Broken Silence)

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