Culk – Generation Maximum

Culk
(c) Sophie Löw

Alles vorbei, alles zu spät? Culk wollen eine Generation unterstützen, die den drohenden Untergang durch positive Ansätze zu verhindern versucht, während sie jene verteufeln, die für die Finalität des Seins verantwortlich sind. Dieser drastische Ansatz passt wie Faust aufs Auge zum Wiener Quartett, das mit seinen ersten beiden Alben beklemmende wie faszinierende Volltreffer landete, die Publikum wie Feuilleton begeistern konnten, zuletzt sogar die Jahres-Top-5 des Spiegel eroberte. Nun also „Generation Maximum“, das den desolaten wie verführerisch bekömmlichen Ansatz vorantreibt und den Finger feste in die Wunde drückt.

Das einschüchternde und zugleich liebreizende Auftreten des Titelsongs umreißt den Widerspruch dieses Albums wunderbar. Während Sophie Löw mit weicher und doch eindringlicher Stimme vorträgt, findet die reduzierte und doch desolate Instrumentierung ein Verwirrspiel an Post-Punk-Experimenten und poppigem Gaze vor, der in zwei Akten nach der Auflösung des Selbst sucht. Davon singt „Ode an die Freude“ ein Lied und geht es nahezu umgedreht an – erst feinsinnig und suchend, dann etwas schroffer und deutlicher. Zudem klopft der Untergang gefühlt dreimal an und öffnet unüberwindbare Abgründe.

„www“ wirkt im Vergleich direkt und heavy, geht trotz gekonnt eingesetzter Zäsuren forsch nach vorne und erinnert etwas an das jüngste Klez.e-Werk, von etwas Selbstaufgabe begleitet. In „Eisenkleid“ wagt die Gitarre einen bizarren Tanz, dockt kurz bei industriellen Klangsphären an und klopft schließich beherzt aufs Pulverfass. Im Vergleich dazu wirkt „2000“ putzig und lieblich, wenngleich sich die zweite Hälfte ins Nirgendwo schrammelt und damit orientierungslose Hoffnungslosigkeit zu symbolisieren scheint, die dennoch in den Arm nimmt. Ähnliches versucht „Flutlicht“, dieses zarte, fast schon folkige Stück mit seiner trotzdem beklemmenden Atmosphäre.

„Generation Maximum“ wirkt konstant zwischen emotionalen Extremen gefangen und reizt diesen Zustand maximal aus. Die Lieder über Hoffnung und Trost, über Wut und Frustration, über Schönheit in vermeintlicher Perspektivenlosigkeit landen einen Volltreffer nach dem nächsten und unterstreichen die Klasse von Culk. Ihr drittes Album ist nicht nur ihr bestes geworden, es bringt das Spiel mit widersprüchlichen Emotionen und musikalischen Ansätzen mehr denn je auf den Punkt. Pure Beklemmung, anmutiges Vorantasten und innerer Konflikt schimmern in jedem einzelnen Song durch. Was für ein wahnwitziger Geniestreich.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 17.11.2023
Erhältlich über: Siluh Records (Cargo Records)

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